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Fragen und Antworten

Eine Frage von Katja:

Bei mir wurde vor ca. 4 Wochen im Krankenhaus die Diagnose eines M. Behcet gestellt. Es war sehr schlimm, starke Schwellungen an den Armen, an den Beinen besonders, ich konnte nicht mehr laufen, sogar Schwellungen in den Handinnenflächen und Unterarmen, sehr sehr schmerzhaft, hatte Aphten im Mund (aber nicht viel und oft), Einblutungen (Petechien) an den Unterschenkeln und Veränderungen (Pickel) im Analbereich, außerdem, aber nur einmalig, Anämie.

 

Jetzt auch nach der Entlaasung aus dem KH immer wieder Schwellungen und Einblutungen an den Gliedmaßen.

 

Kann die Diagnose stimmen?

 

Ich werde mit Cortison behandelt (20-100 mg). Welche medikamente gibt es noch für Morbus Behcet? Hilft nur Cortison?

 

Was macht der Rheumatologe? Ich habe erst im Januar einen Termin bekommen.

 

Können sie mir ein wenig weiterhelfen ? Ist diese Krankheit überhaupt heilbar, oder zumindest zu unterdrücken?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 29.11.2004:

Per E-Mail dürfen, können und wollen wir keine Ratschläge und Empfehlungen zu einer individuellen Diagnose oder Therapie geben.

Gute Infos zum M. Behcet gibt es aber bei rheuma-online (u.a. unter „Rheuma von A-Z unter dem Stichwort M. Behcet; außerdem empfiehlt sich sehr ein Posting im Forum zum Erfahrungsaustausch).

Allgemein kann man sagen, dass durch die neuen Behandlungsstrategien die Therapie des M. Behcet erheblich verbessert werden konnte. Dadurch kann die Erkrankung im günstigsten Fall in ein komplette Remission kommen, d.h. komplett unterdrückt werden.

In der akuten Phase wird in jedem Fall zunächst mit Cortison behandelt, da Cortison der stärkste Entzündungshemmer ist, den wir kennen, und da Cortison auch am schnellsten wirkt.

Allerdings ist auf Dauer eine Behandlung mit Cortison in höheren Dosierungen (das sind je nach Auffassung Mengen von mehr als 5 mg Prednisolonäquivalent pro Tag, 7,5 mg pro Tag oder in der Sicht einiger auch Dosen bis 10 mg pro Tag) nicht die Behandlungsmethode der ersten Wahl, da sich dann mehr oder weniger sicher die bekannten Cortison-Nebenwirkungen einstellen.

Deshalb ergänzt man die Therapie mit Cortison durch krankheitsmodifizierende Medikamente, die eine Remission (einen Heilungsprozeß) einleiten sollen oder zumindest helfen sollen, Cortison einzusparen. Dazu gehören Medikamente aus der Gruppe der Immunsuppressiva (siehe dazu in rheuma-online unter „Rheuma von A-Z), Cytostatika oder auch solche Substanzen wie Methotrexat (MTX, z.B. Lantarel) und Ciclosporin (z.B. Immunosporin), die bei der Therapie anderer entzündlicher rheumatischer und immunologischer Systemerkrankungen eingesetzt werden und weltweit sehr umfangreich erprobt sind.

Der Rheumatologe (Achtung: es gibt in Deutschland orthopädische und internistische Rheumatologen, Spezialisten für M. Behcet sind in der Regel aber nur internistische Rheumatologen) kennt sich mit diesen, zuletzt genannten Substanzen besonders gut aus und wird dann vermutlich nach weiteren Untersuchungen entscheiden, ob eine Behandlung mit einem dieser Medikamente notwendig ist und welches bei Ihnen am ehesten in Frage kommt.

Bei Patienten mit sehr schweren, hochaktiven Verläufen, bei denen die „klassischen“ Medikamente nicht oder nicht ausreichend wirken, kann über den Einsatz der neuen biotechnologisch hergestellten Medikamente aus der Gruppe der TNF-alpha-Blocker nachgedacht werden. Es gibt mittlerweile einige, wenn allerdings noch sehr begrenzte Erfahrungen mit dem Einsatz dieser Substanzen bei M. Behcet. Dabei wird z.T. über eine sehr hohe Wirksamkeit berichtet.

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