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Fragen und Antworten

Eine Frage von Bernd G.:

Ich leide seit 1982 an einer chronischen Polyarthritis und habe nahezu alle der von Ihnen aufgeführten Basismedikamente seit meinem 18. Lebensjahr ausprobiert. Nur bei MTX gab es eine positive Wirkung, allerdings mit so gravierende Nebenwirkungen (3 OPs wegen Abszessen), daß ich dieses Präparat auf keinen Fall wieder nehmen möchte. Mein CRP wird nun zunehmend schlechter (zur Zeit 10,4) und verschiedene Gelenke, insbesondere die Schulter, verursachen starke Schmerzen. An vielen Gelenken sind auch Erosionen und Zerstörungen vorhanden, die mich einschränken.

 

Meine Fragen:

 

 

1. Ist Remicade für mich geeignet, oder geht es mir noch "zu gut" dafür?

 

 

2. Habe ich Nebenwirkungen wie bei MTX zu erwarten, oder besteht bezüglich der Wirkungsweise kein Zusammenhang?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 3.09.2003:

In der Regel wird die Therapie mit Infliximab (Remicade) mit Methotrexat kombiniert. Damit ist eine Behandlung mit diesem TNF-alpha-Blocker primär in allen solchen Fällen nicht sinnvoll, bei denen Mtx aus den verschiedensten Gründen nicht eingesetzt werden kann oder sollte. Als Alternative steht Etanercept (Enbrel) zur Verfügung. Dieser TNF-alpha-Blocker muß nicht mit Methotrexat kombiniert werden.

 

Wenn in der Vergangenheit bei der Therapie einer rheumatoiden Arthritis / chronischen Polyarthritis mehrfach Infektionskomplikationen auftraten, muß zunächst geklärt werden, was die vermutliche Ursache war. Grundsätzlich in Frage kommt vor allem die Grunderkrankung selber, die alleine schon mit einer eingeschränkten Immunabwehr einhergeht, außerdem die medikamentöse Therapie. Bei Abszessen, die typischer bakteriell bedingt sind, sollte man dabei in erster Linie an die mögliche Komplikation einer Cortisontherapie denken, außerdem an eine Komplikation unter der Therapie mit Immunsuppressiva, d.h. Medikamenten, die die Immunabwehr beeinträchtigen. Methottrexat (Mtx) gehört in diese Medikamentengruppe, beeinträchtigt in der Regel die Immunabwehr allerdings nicht so stark wie andere Immunsuppressiva, z.B. Azathioprin (z.B. Imurek). Allerdings ist das Risiko für Infektionskomplikationen unter der Therapie mit Methotrexat erhöht, speziell, wenn neben der Mtx-Therapie auch noch Cortison gegeben wird.

 

TNF-alpha-Blocker beeinträchtigen die Immunabwehr ebenfalls und gehen genau wie die Immunsuppressiva mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher. Die Behandlung mit solchen Substanzen ist zwar bei Patienten mit mehrfachen Infektionskomplikationen in der Vorgeschichte möglich, allerdings sollte man in solchen Fällen sehr genau überlegen, ob eine solche Therapie wirklich notwendig ist oder ob es nicht doch Alternativen gibt. Denkbar wäre eine Therapie mit dem Interleukin-1-Blocker Anakinra (Kineret), die zwar üblicherweise auch mit Methotrexat kombiniert werden sollte, in den USA aber auch für die Monotherapie zugelassen ist und auch in Deutschland in einigen Zentren ohne Mtx eingesetzt wird. Bei Kineret ist das Infektionsrisiko zwar auch etwas erhöht, wahrscheinlich aber nicht in dem Ausmaß wie bei den TNF-alpha-Blockern.

 

Entscheidet man sich zu einer solchen Behandlung, insbesondere auch zum Einsatz von TNF-alpha-Blockern, sollte dies unter einer sehr engmaschigen Kontrolle durch Ärzte erfolgen, die mit dieser Therapie eine große Erfahrung haben, damit das Risiko begrenzt bleibt.

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