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Fragen und Antworten

Eine Frage von Christiane L.K., 47 Jahre:

Ich nehme seit ca. 20 Jahren den Betablocker Propanolol (50mg) zur Behandlung einer Tachykardie, wodurch die Herzfrequenz sich normalisierte. In diesem Sommer wurde bei mir eine seropositive chronische Polyarthritis diagnostiziert, noch im Anfangsstadium (aber alle Zehen und Finger). Wegen der Remissionschance nehme ich jetzt seit vierzehn Tagen Leflunomid (Arava). Die anfänglich auftretenden stärkeren Kopfschmerzen haben wieder nachgelassen, der etwas dünne Stuhlgang ist kein Problem, die Reizungen der Mundschleimhaut habe ich wegpinseln können; es bleiben aber neben schneller geistiger Ermüdbarkeit eine nächtliche/morgendliche Erhöhung der Herzfrequenz (in Ruhe über 90, morgens öfter über 100, heute z.B. 111) sowie Probleme im Verdauungstrakt in Form von Druck und leichten Schmerz unterm rechten Rippenbogen, nach den Mahlzeiten auch leichte Schmerzen Mitte/links im Oberbauch , Völlegefühl, weniger Appetit.

Gestern habe ich nun das Ergebnis der ersten Blutuntersuchung erhalten:

Die Leukozyten sind von 7,8 (vor vier Wochen) auf 4,9 gefallen. Die neutrophylen Granulozyten haben einen bedenklichen Wert von 46,9, alle anderen Leukozyten sind normal, aber die Monzyten sind mit 11,1 eher etwas hoch(?).

Beunruhigend erscheint mir der Gamma-GT mit einem Wert von 52, jedoch ist der GPT mit 16 normal. Außerhalb der Norm liegen außerdem der Eisenwert FE mit 197 sowie der HSRE (Harnsäure??) mit 1,4.

Mir ist angesichts des Gamma-GT eingefallen, dass ich vor zwei Jahren bei einer Blutuntersuchung schon mal einen leicht erhöhten Gamma-GT hatte. Der Hausarzt hatte das auf den Betablocker geschoben, was mir einleuchtete. Es bedeutet aber doch, dass die Leber schon den Betablocker alleine nicht so richtig verträgt.

Mich beschäftigt natürlich die Frage, wie ernst ist das ganze zu nehmen. Was passiert hier im Körper? Kann die Verringerung der Leukozyten toleriert werden?? Was ist mit der Leber? Sollte ich Arava absetzen? Doch wird jedes alternative Medikament zumindest auch die Leber belasten. Den Betablocker kann ich nicht absetzen, möchte aber auch nicht die Dosis erhöhen. (Im übrigen steht hier als eine Nebenwirkung des Propanolols: Polyathritis).

Reicht es vielleicht die Dosis von Arava herabzusetzen?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.10.2001:

Insgesamt ist die Situation nicht ganz einfach. Die Leukozytenwerte als solche würden mich derzeit noch nicht beunruhigen, sind aber engmaschig kontrollbedürftig. Wenn sich weiter eine fallende Tendenz zeigt, würde ich Arava absetzen und auf ein anderes langwirksames Antirheumatikum wechseln.

Die Erhöhung der Herzfrequenz kann eine (seltene, aber bekannte) Nebenwirkung der Arava-Therapie sein, wäre ein weiteres Argument, in Ihrer speziellen Situation u.U. ein anderes Basistherapeutikum einzusetzen. Ebenfalls engmaschig kontrollbedürftig ist die Erhöhung der yGT (denkbare Nebenwirkung von Arava, möglicherweise auch in Kombination mit dem Betablocker; alternativ ist auch eine Nebenwirkung von cortisonfreien Entzündungshemmern denkbar, vor allem von Diclofenac (z.B. Voltaren) macht vergleichsweise häufig isolierte Erhöhungen der yGT, so Sie u.U. solche Medikamente auch nehmen). In beiden Fällen sind bleibende Leberschäden nicht zu erwarten, wenn die Medikamente abgesetzt werden. Die yGT sollte sich nach Absetzen innerhalb von kurzer Zeit (in der Regel innerhalb von Tagen) normalisieren. Tut sie es nicht, sollte man an eine andere Ursache für die Erhöhung denken.

Ernst ist die Situation im Augenblick nicht, eher sehr unerfreulich, da es sich andeutet, dass die Arava-Therapie nicht in der üblichen Art und Weise durchgeführt werden kann. Arava sollte zunächst noch nicht abgesetzt werden, sondern in der bisherigen Dosis unter sehr engmaschigen Kontrollen weiter eingenommen werden. Wenn sich die beschriebenen Symptome und Befunde darunter weiter verschlechtern, sollte ein Wechsel auf ein anderes langwirksames Antirheumatikum erwogen werden. Da die einzelnen Substanzen unterschiedliche Nebenwirkungsprofile haben, muß dieser Wechsel nicht bedeuten, dass sich dann erneut Probleme einstellen. Eine Reduktion der Arava-Dosis ist zwar eine grundsätzlich mögliche Option, bedeutet aber zugleich auch eine geringere Wirksamkeit.

Propanolol kann in seltenen Fällen als Nebenwirkung mit einer Polyarthritis einhergehen. Dies sollte dann aber eigentlich früher im Behandlungsverlauf eingetreten sein, so dass ich Ihre jetzige Polyarthritis eher nicht im Zusammenhang mit der Propanolol-Medikation sehe. Im Zweifelsfall könnte man aber auch in Zusammenschau aller Symptome und Befunde auch überlegen, ob man nicht auf einen anderen Betablocker wechselt.

 

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