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Fragen und Antworten

Eine Frage von Dominik S.:

Ich bin elf Jahre alt. Mit einem Durchfall im Urlaub in Ägypten hat es begonnen. Dann kamen Harnröhren- und Augenentzündung und eine käftige Sprunggelenksentzündung dazu, sowie Rötung der Mundschleimhaut und Ziehen in der Ferse, Achillessehne und Schmerzen in Brustbein und Zehen sowie Hautveränderungen an Ferse und 2.Zehe (die geschwollen ist wie eine "Wurst") dazu.

Bluttest: HLA B27 positiv! Im Rachenabstrich fanden sich Pneumokokken. Diagnose: Reiter-Syndrom.

Ich werde mit dem Schmerzmittel Proxensaft, dem Antibiotikum Augmentan und Kortison behandelt.

Ausserdem fällt mir jetzt erst so richtig auf, dass ich letztes Jahr beim Fußballtraining längere Zeit schon immer starkes Ziehen in der Achillessehne hatte.

Wer hat so was ähnliches schon erlebt und kann mir Erfahrungen in Therapie oder Homöopathie, Magnetfeldbehandlung, Akupunktur oder anderen Heilmethoden geben?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

Nach der Schilderung hört es sich in der Tat nach einer sogenannten infektreaktiven Arthritis an, wegen des vorausgehenden Durchfalls wahrscheinlich im Sinne einer postenteritischen Arthritis. Der positive Nachweis von HLA B27 paßt dazu; bei diesem Marker handelt es sich um einen genetischen Risikomarker, d.h. Menschen mit positivem HLA B27 haben eine höheres Risiko, nach einer Infektion mit bestimmten Keimen (Durchfallserreger, aber auch bestimmten Erregern, die Harnwegsinfekte auslösen), mit einer Arthritis zu reagieren, d.h. einer Entzündung in den Gelenken. Die infektreaktiven Arthritiden gehören in die große Krankheitsgruppe der seronegativen Spondarthritiden oder, in der neueren Bezeichnung, Spondylarthropathien. Dazu gibt es eine ganze Menge an Informationen unter dem entsprechenden Stichwort in „Rheuma von A-Z“. Homöopathische Behandlungen helfen bei diesen Erkrankungen nicht, ebenso sind Therapieversuche mit Magnetfeldbehandlung zwecklos. Akupunktur kann u.U. für einen Augenblick die Schmerzen lindern oder günstigstenfalls völlig beseitigen, aber nur für einen jeweils kurzen Zeitraum. Außerdem greift die Akupunktur in das eigentliche Entzündungsgeschehen nicht ein und beeinflusst den weiteren Verlauf der Erkrankung nicht. Da bei HLA B27-positiven Patienten das Risiko einer Chronifizierung besteht, sollte frühzeitig eine Behandlung durch einen spezialisierten internistischen Rheumatologen erfolgen, da ggf. frühzeitig eine langwirksame antirheumatische, krankheitsmodifizierende Behandlung eingeleitet werden muss.

Keywords: infektreaktive Arthritis * postenteritische Arthritis * HLA B27 * Reiter-Syndrom * Ägypten-Urlaub * seronegative Spondarthritiden * Spondylarthropathien * Homöopathie * Magnetfeldtherapie * Akupunktur

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