Sie sind hier: rheuma-online » Archiv » Fragen und Antworten

Fragen und Antworten

Eine Frage von Barbara G.:

Seit etwa 3 Monaten leide ich unter starken Gelenkschmerzen an den Händen, Schultern und Armbeugen. Mein Arzt hat "Palindromer Rheumatismus" diagnostiziert. Der Rheumafaktor liegt bei 282 U/ml (was das heißt, weiß ich nicht...). Eine gezielte Therapie ist wegen der Schwangerschaft nicht möglich. Seid 2 Wochen bekomme ich Akupunktur - eine Besserung konnte ich aber bisher nicht feststellen. Ich bin nun in der 25. SSW und die Schübe treten mittlerweile alle 2-3 Tage auf, die Schmerzen sind kaum noch zu ertragen!! Die "Quarkverbände" schaffen auch keine wirkliche Erleichterung.

Ich wäre Ihnen unendlich dankbar, wenn Sie mir einige Tipps geben könnten, was ich tun kann, um die Schmerzen zu lindern! So langsam bin ich mit den Nerven und meiner Kraft am Ende.

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 9.11.2003:

Aus der Ferne können, dürfen und wollen wir keine Empfehlungen zu einer individuellen Diagnose und Therapie geben.

Allgemein kann man sagen, daß im Hinblick auf eine medikamentöse Therapie die 25. SSW keine wesentlichen Probleme mehr dargestellt, da die Organentwicklung des Kindes im Mutterleib abgeschlossen ist und es nun nur noch weiter heranwachsen muß. Insofern sind mögliche Schädigungen des Kindes durch Medikamente nun nicht mehr in dem Maße zu befürchten, wie es in den ersten Schwangerschaftswochen der Fall ist. Allerdings gibt es hinsichtlich der medikamentösen Therapie auch in der 25. SSW noch gewisse Einschränkungen und Dinge, die man beachten muß.

Grundsätzlich gegeben werden kann Cortison, insbesondere auch in niedrigerer Dosierung (z.B. 5-10 mg Prednisolon-Äquivalent, beispielsweise Decortin H). Höhere Dosierungen sind auch möglich, wenn es zwingend notwendig ist.

3-4 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin dürfen cortisonfreie Entzündungshemmer nicht mehr gegeben werden, da sie einen Einfluß auf die sogenannte Thrombozyten-Aggregation haben (die Fähigkeit der Blutplättchen, aneinander zu haften und dadurch in Kombination mit den Gerinnungsfaktoren eine Blutung zu stillen), insbesondere aber auch das Enzym Cyclooxygenase hemmen. Durch diesen Wirkmechanismus können sie bewirken, daß sich nach der Entbindung beim Säugling der Ductus arteriosus Botalli nicht schließt. Dieser Ductus arteriosus Botalli ist eine Gefäßverbindung, die im Mutterleib den Lungenkreislauf ausschaltet, da das Kind im Mutterleib ja noch nicht atmet, sondern über die Mutter seine Sauerstoffversorgung bekommt.

Nach der Entbindung schließt sich dieser Umgehungskreislauf und die Lungenstrombahn wird eröffnet. Wenn sich die Verbindung nicht schließt, kommt es zwar auch zu einer Durchblutung der Lunge, die dann aber nicht optimal ist.

Wenn es medizinisch dringend indiziert ist, können nicht zuletzt in der 25. SSW auch einige Präparate aus der Gruppe der langwirksamen Antirheumatika eingesetzt werden (früher so genannte „Basismedikamente“, „Basistherapie“). In Frage kommt dabei insbesondere Sulfasalazin (z.B. Azulfidine RA, Pleon RA), aber auch Ciclosporin (Sandimmun, Sandimmun optoral).

Keywords: palindromischer Rheumatismus * rheumatoide Arthritis * RA * chronische Polyarthritis * cP * Schwangerschaft * Medikamente * medikamentöse Therapie * Entbindung * cortisonfreie Entzündungshemmer * nicht-steroidale Antirheumatika * NSAR * Cortison * Steroide * langwirksame Antirheumatika * LWAR * DMARDs

 

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.