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Fragen und Antworten

Eine Frage von B.W.:

Die Ärzte verweigern z. Zt. eine Basismedikamentierung, da die Leukozyten bei mir sehr stark absacken. Wert so um die 2400-3400. Eine begonnene Therapie mit Arava in der Rheumaklinik … im Feb./März 2003 wurde deshalb abgebrochen. Ich wurde ohne Medikament entlassen. Es gibt von den Ärzten der Klinik keine weiteren Vorschläge. Andere Ärzte (Rheumatologe, Allgemeinmediziner) lehnen eine Behandlung ab und verweisen an die Rheumaklinik. Diese wiederum reagiert nicht. Was kann ich noch tun? Käme evtl. eine Therapie mit TNF-alpha-Blockern in Betracht? Es wurde auch eine Beckenkammstanze vorgenommen. Diese war in Ordnung. Es geht einfach nicht weiter. Die Medikamentierung mit 10 mg Prednisolon wurde zur vorübergehenden Therapie empfohlen. Dieses nehme ich jetzt seit März 2003. Bitte helfen Sie mir. Ich fühle mich so hilflos und verlassen.

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 30.10.2003:

Aus der Ferne können, dürfen und wollen wir keine Empfehlungen zu einer individuellen Diagnose oder Therapie geben.

 

Allgemein kann man sagen, daß eine Leukopenie (veminderte Zahl von weißen Blutkörperchen) verschiedene Ursachen haben kann, die zunächst einmal geklärt werden müssen, bevor man endgültige therapeutische Entscheidungen vornimmt.

 

Bei einer Patientin mit einer rheumatoiden Arthritis muß bei Vorliegen einer Leukopenie auch daran gedacht werden, daß die Ursache mit der Grunderkrankung zusammenhängt.

 

Eine Möglichkeit ist eine Antikörperbildung gegen die weißen Blutkörperchen (was sehr selten vorkommt); bei einer länger bestehenden rheumatoiden Arthritis ist auch an ein sogenanntes Felty-Syndrom zu denken, das typischerweise durch eine Leukopenie und eine Vergrößerung von Leber und Milz definiert ist.

 

Denkbar ist auch ein Zusammenhang mit Medikamenten. In Frage kommen dabei neben langwirksamen Antirheumatika auch cortisonfreie Entzündungshemmer (nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR), nicht zuletzt auch Medikamente, die aus ganz anderen Gründen gegeben werden (z.B. zur Behandlung von Begleiterkrankungen).

 

Eine Leukopenie in der genannten Größenordnung von 2.500 bis 3.500 Leukozyten / ul spricht nicht von sich aus gegen eine Therapie mit langwirksamen Antirheumatika (krankheitsmodifizierenden Substanzen, DMARDs). Speziell in der Sondersituation eines Felty-Syndroms bessert sich unter einer solchen Therapie sogar die Leukopenie oft.

 

TNF-alpha-Hemmer können in Abhängigkeit von der individuellen Situation im Einzelfall auch bei Leukopenie eingesetzt werden. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß unter einer solchen Therapie als mögliche Nebenwirkung Leukopenien beschrieben sind, die sich allerdings nach Absetzen der Therapie wieder zurückbilden. Außerdem geht eine Therapie mit TNF-alpha-Blockern mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher. Da bei einer Leukopenie auch ein erhöhtes Infektionsrisiko vorliegen kann, können sich die beiden Effekte u.U. gegenseitig verstärken.

 

Um die Risiken abschätzen zu können, muß man allerdings wissen, daß eine Dauertherapie oder auch nur eine vorübergehende Therapie mit Cortison auch zu einem erhöhten Infektionsrisiko führt. Weiterhin besteht für eine unzureichend kontrollierte rheumatoide Arthritis auch ein erhöhtes Infektionsrisiko durch die sogenannte Immunkompromittierung, d.h. eine Schwächung der Immunabwehr durch die Erkrankung selber.

 

Letztendlich ist die vorliegende Situation zwar nicht alltäglich, andererseits aber für einen erfahrenen internistischen Rheumatologen auch keine unbekannte Angelegenheit. Sie sollten versuchen, vor Ort einen entsprechenden, erfahrenen internistischen Rheumatologen zu finden.

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