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Fragen und Antworten

Eine Frage von Irene D.:

Mitte Dezember begannen die Rückenschmerzen sehr stark zu werden. (Sie bestehen schon seit Jahren.) Meine Ärztin schickte mich zu einer Röntgenaufnahme der Wirbelsäule. Resultat, mässige Arthrose des ISG beidseits. Discopathie L/5 S/1.

Weil die Schmerzen andauerten, überwies Sie mich zu einem Chiropraktor. Sein Befund lautete ISG-Blockade zusätzlich zu der Arthrose. Nach den Behandlungen wurde es für mich zwar im ersten Moment erträglicher, aber danach schlimmer. Er schickte mich zur manuellen Physiotherapie, worauf die Schmerzen sich verschlimmerten und ich unterbrochen habe.

Die Schmerzen in der Nacht und am frühen Morgen hielten drei Monate an, darauf liessen die Symptome etwas nach. Es gab wieder einige Nächte mit mehr Schlaf. Die Ärztin sagte, 75% der Menschheit hätten ein ähnliches Röntgenbild aber ohne Symptome, man wisse nicht genau woran es liege, dass die einen Beschwerden haben und die anderen nicht. Was soll ich damit anfangen?

Seit Mai 2003 schmerzen mir die Zehengrundgelenke beidseits und seit ca. fünf Wochen die Fingergrund- und Mittelgelenke an beiden Händen. Zeitweise sind sie geschwollen und gerötet. Ich möchte dem ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen, da es ja erträglich ist.

Seit zwei Wochen habe ich wieder starke Schmerzen im ISG-Gelenk, die mich sehr behindern und nicht sitzen und schlafen lassen. Ich persönlich habe das Gefühl, nach meiner Schmerzempfindung, muss es ein entzündlicher Prozess sein.

Meine Frage: Soll ich meine Ärztin erneut aufsuchen, obwohl sie mir eine bagatellisierende Antwort gegeben hat, oder mich direkt bei einem Rheumatologen melden, oder vergeht das Ganze von alleine.

Eine andere Frage: könnten häufige Harnwegsinfekte auf irgend eine Art in Zusammenhang mit den Rückenbeschwerden stehen?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

Aus der Ferne können und dürfen wir keine individuellen Empfehlungen zur Diagnose oder Therapie geben.

Allgemein kann man sagen, dass Rückenschmerzen, die besonders in Ruhe oder in der Nacht auftreten, immer auch an die Möglichkeit einer entzündlich-rheumatischen Wirbelsäulenerkrankung aus der Gruppe der seronegativen Spondarthritiden (Spondylarthropathien) denken lassen müssen, speziell dann, wenn zusätzlich periphere Gelenk geschwollen sind und im Röntgenbild Veränderungen an den Iliosakralgelenken (ISG) zu sehen sind (wobei nicht alles, was in einem Röntgenbefund als ISG-Arthrose beschrieben ist, auch wirklich eine ISG-Arthrose ist; manche Befunder haben mit der Diagnose einer ISG-Arthritis Probleme; gerade im Anfangsstadium ist es außerdem in einem konventionellen Röntgenbild manchmal selbst für einen erfahrenen Befunder schwierig, die Diagnose einer Sacroileitis = ISG-Arthritis zu stellen).

Sinnvoll ist bei einem Verdacht auf das Vorliegen einer entzündlich-rheumatischen oder immunologischen Wirbelsäulenerkrankung in jedem Fall die Vorstellung bei einem internistischen Rheumatologen.

Vorausgegangene Harnwegsinfekte können mit dem vorliegenden Krankheitsbild in einem mehr oder weniger engen Zusammenhang stehen. So kann es sich zum einen um die Möglichkeit einer infektreaktiven Arthritis / Spondarthritis handeln, speziell in der Folge einer urogenitalen Infektion mit Chlamydia trachomatis, aber auch anderen „arthritogenen“ Erregern, d.h. Bakterien, die die Auslösung einer Arthritis triggern können, des weiteren kennen wir die bislang noch nicht genau in ihrer Ursache bekannte Beobachtung, dass Patientinnen und Patienten mit einer seronegativen Spondarthritis häufiger unter Harnwegsinfektionen leiden.

Keywords: Rückenschmerzen * Rückenschmerzen vom entzündlichen Typ * seronegative Spondarthritiden * Spondylarthropathien * Harnwegsinfekte * infektreaktive Arthritis * infektreaktive Spondarthritis * Chlamydia trachomatis * arthritogene Erreger

 

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