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Fragen und Antworten

Eine Frage von C.H.:

Ich wollte gerne das Symptomenkomplex meiner Frau vor legen: Wir sind beide Niederlander, so ich bitte um Entschuldigung fur den Schreibfehler in dieser Zusammenfassung.

Meine Frau ist 48 Jahre alt und ist seit 1997 diagnostiziert fur Sternoclavicularsgelenks-arthritis, ebenso ihre Schwester und ihr Bruder.

Fur diese Erkrankung wird Sie seit 2000 in der Universitatsklinik in … behandelt.

Jeden 3 Monate ist da eine Aufnahme im Klinik fur 5 Tage wobei jeden Tag eine Infusion gegeben wird mit Pamidronate (Handelsnamen: APD).

Die letzte 2 mal (seit december 2004) hat man D-APD gebraucht da das APD kein Nutzeffekt gab an Schmerzen und Entzundungen und die Rontgenbilder vorschritt der Erkrankung zeigten.

Gerne vernehmen wir Ihr Ansicht nach die Behandlung mit APD oder D-APD. Daneben sollten wir gerne wissen ob ein behandlung fur die totale symptomencomplex mit DCARD\'s , TNF blockers,oder RID\'s mehr erfolgreich sein sollten, ist in Holland so einer Behandlung zu bekommen?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.05.2005:

Das SAPHO-Syndrom ist eine sehr seltene Erkrankung. Es gibt daher keine umfangreichen klinischen Studien zu den unterschiedlichen Behandlungsverfahren. Die derzeitige Therapie beruht im wesentlichen auf Analogieschlüssen zu anderen, vergleichbaren Krankheitsbildern, außerdem auf einzelnen Fallmitteilungen.

In der ersten Linie werden bei der Therapie des SAPHO-Syndroms cortisonfreie Entzündungshemmer eingesetzt („nicht-steroidale Antirheumatika“). Sie sind bei einer Reihe von Patienten gut wirksam im Hinblick auf die Symptome. Allerdings sind sie nicht bei allen Patienten ausreichend wirksam. Außerdem haben sie keinen Einfluß auf den Krankheitsverlauf, d.h. sie sind nicht krankheitsmodifizierend.

Wenn nicht-steroidale Antirheumatika nicht oder nicht ausreichend wirksam sind, kommen traditionelle langwirksame Antirheumatika (krankheitsmodifizierende Substanzen, DMARD´s, disease modifying antirheumatic drugs) zum Einsatz, so wie wir sie beispielsweise aus der Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der Psoriasis-Arthritis oder der ankylosierenden Spondylitis (M. Bechterew) kennen.

Da eine Verwandtschaft des SAPHO-Syndroms mit der Psoriasis-Arthritis und anderen seronegativen Spondarthritiden (Spondylarthropathien) besteht, orientiert man sich bei der Auswahl der DMARD´s an den Ergebnissen, die damit bei der Therapie dieser Erkrankungen erzielt werden.

Kürzlich konnte gezeigt werden, daß das Bisphosphonat Pamidronat bei der Therapie der ankylosierenden Spondylitis wirksam ist. In einer weiteren Studie wurde der Einsatz von Pamidronat bei SAPHO-Syndrom geprüft. Dabei zeigte sich eine gute Wirksamkeit dieser Substanz bei diesem Krankheitsbild. Die Ergebnisser dieser Studie bilden die Grundlage für die Behandlung von SAPHO-Patienten mit Pamidronat-Infusionen.

Ein anderes therapeutisches Konzept beruht auf einer längeren antibiotischen Therapie. Dieser Ansatz beruht auf der Vorstellung, daß das SAPHO-Syndrom möglicherweise in die Gruppe der infektreaktiven Arthritiden bzw. infektreaktiven Erkrankungen gehört und Propioni-Bakterien, die auch für die Entstehung der Akne eine wichtige Rolle spielen, bedeutsam sein könnten.

In Einzelfällen konnte gezeigt werden, daß eine längerdauernde antibiotische Behandlung bei SAPHO-Syndrom wirksam ist. Insgesamt sind aber die Ergebnisse von Therapiekonzepten, die allein auf eine antibiotische Behandlung setzen, unbefriedigend.

In einer größeren Studie aus Mainz konnte dagegen gezeigt werden, daß die Kombination aus dem knochenwirksamen Hormon Calcitonin im Wechsel mit einer antibiotischen Therapie mit Azithromycin (bei Unverträglichkeit Clarithromycin) erstaunlich wirksam ist und sich damit gute bis sehr gute Erfolge erzielen lassen. Da diese Kombinationstherapie zugleich relativ gut verträglich ist und in der Regel nicht mit schwereren Nebenwirkungen einhergeht, ist sie eine gute Option für alle Patienten, die auf die bisherigen Behandlungsansätze nicht oder nicht ausreichend ansprechen. In letzter Zeit wurde in diesem Behandlungsschema das Calcitonin durch Bisphosphonate (entweder Alendronat oder Pamidronat) ersetzt, wenn die ursprüngliche Kombination zu unbefriedigenden Ergebnissen führte.

Eine ganz andere Behandlungsmöglichkeit stellt die Therapie mit TNF-alpha-Blockern dar. Sie beruht von der Idee her ebenfalls auf einem Analogieschluß und bezieht ihre Berechtigung aus Studien, in denen sich die Blockade von TNF-alpha bei der Behandlung von Patienten mit M. Bechterew, aber auch mit Psoriasis und Psoriasis-Arthritis als hochwirksam selbst bei solchen Patienten erwiesen hatte, bei denen die konventionellen Behandlungen versagt hatten.

Zum Einsatz von TNF-alpha-Blockern beim SAPHO-Syndrom liegen allerdings bisher nur sehr limitierte Erfahrungen vor. In der Literatur finden sich lediglich zwei Einzelfallbeschreibungen, bei denen der monoklonale TNF-alpha-Antikörper Infliximab (Handelsname Remicade) erfolgreich für die Therapie dieses Krankheitsbildes eingesetzt wurde.

Verwandte Fragen und weiterführende Links:

TNF-alpha-Blocker bei CRMO / SAPHO-Syndrom?
(hier verfügbar)

SAPHO-Syndrom, Therapie mit Humira und das Immunsystem
(hier verfügbar)

Chronisch rezidivierende multifokale Osteomyelitis und andere nichtbakterielle Osteitiden: Klinik, Diagnostik, Therapie, Prognose und genetische Untersuchungen
Jansson, Annette; Golla, Astrid; Plewig, Gerd; Meindl, Alfons; Belohradsky, Bernd H.:
Deutsches Ärzteblatt 101, Ausgabe 9 vom 27.02.2004, Seite A-584 / B-483 / C-475
(hier verfügbar)

SAPHO-Syndrom
Schilling, Fritz:
(hier verfügbar)

Das SAPHO-Syndrom – Die Mainzer SAPHO-Studie 2004
Schilling, Fritz:
(hier verfügbar)

Literatur:

Sayag-Boukris V, Laussadi S, Cormier C, Laroche F, Menkes CJ, Kahan A.:
Efficacy of pamidronate in the treatment of SAPHO syndrome [abstract]. Arthritis Rheum 1998;41(suppl):S114.

Olivieri I, Padula A, Ciancio G, Salvarani L, Niccoli L, Cantini F:
Successful treatment of SAPHO syndrome with Infliximab: report of two cases. Ann Rheum Dis 2002; 61: 375–376

Wagner AD, Mai U, Hammer M, Zeidler H.:
Longterm antibiotic therapy successful in patients with SAPHO syndrome [abstract]. Arthritis Rheum 1997;40 (suppl):S62

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