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Fragen und Antworten

Eine Frage von Gerlinde W.:

ich werde seit nunmehr Februar 2004 mit Humira behandelt. Ab der 3. Injektion kam es zu einer Hautreaktion - erhobener roter Fleck, ca. 5 cm Durchmesser, stark juckend - die sich in der Folge von Injektion zu Injektion verschlechterte.

 

Nach der letzten Anwendung war die Hautreaktion bereits 25 cm im Durchmesser groß, ca. 0,5 cm dick angeschwollen, heiß und stark juckend. Obwohl ich eine cortisonhaltige Creme aufgetragen habe, hat mich diese Reaktion diesmal doch über einen Zeitraum von 5 Tagen erheblich behindert. Kennen Sie ähnliche Probleme aus Ihrer Praxis? Vergehen diese Reaktionen vielleicht nach längerer Anwendung wieder?

 

Meine cP habe ich durch Humira im Moment gut unter Kontrolle. Alle Blutwerte sind gut und die Schmerzen fast nicht mehr vorhanden.

 

Mein Rheumatologe hat mir nun zum Umstieg auf Enbrel geraten. Er meinte, dass Hautreaktionen unter Enbrel auch auftreten können, aber nach gewisser Zeit wieder verschwinden. Teilen Sie diese Ansicht?

 

Im Moment habe ich ganz einfach ein wenig Angst, wieder etwas Neues

auszuprobieren!

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 18.07.2004:

Die von Ihnen beschriebenen Hautreaktionen an der Einstichstelle der Humira-Spritzen sind eine seltenere, aber bekannte Nebenwirkung dieses Präparates. Wenn die Reaktionen von Injektion zu Injektion in der Stärke zunehmen, ist zu befürchten, daß es sich dabei um eine Art „allergische“ Reaktion auf den in Humira enthaltenden Antikörper handelt und man deshalb damit rechnen muß, daß diese Reaktionen im Verlauf der weiteren Therapie eher noch weiter zunehmen werden. Umgekehrt ist es in einem solchen Fall eher nicht zu erwarten, daß diese Hautreaktionen mit der weiteren Fortführung der Behandlung verschwinden, wie dies ganz typisch bei der Behandlung mit Kineret, einem anderen biologischen Medikament zur Therapie der rheumatoiden Arthritis, zu beobachten ist.

Auch bei Enbrel kann es am Ort der Injektionsstelle zu Hautreaktionen kommen. In seltenen Fällen werden auch bei dieser Substanz heftigere Reaktionen beobachtet. Oft ist es dann nicht eine Reaktion auf den in Enbrel enthaltenen Wirkstoff, sondern auf das Konservierungsmittel, das allerdings nur in der Ware für den US-amerikanischen Markt, nicht jedoch in der deutschen Ware vorhanden ist. Wenn man von amerikanischer Ware auf deutsche Ware wechselt, treten in vielen Fällen diese Hautreaktionen dann in der Tat nicht mehr auf. Da es für den deutschen Markt genügend deutsche Ware gibt, sehe ich bei meinen Patienten darauf, daß sie von den Apotheken nur deutsche Ware ausgehändigt bekommen. Leider ist dies aus den verschiedensten Gründen aber nicht immer der Fall. Wie es in Österreich aussieht, d.h. ob hier US-amerikanische Ware oder Ware für den deutschen Markt vertrieben ist, weiß ich nicht. Ich werde aber versuchen, mich entsprechend zu erkundigen.

Bei der beschriebenen Hautreaktion handelt es sich um eine Reaktion auf den einzelnen Wirkstoff, nicht jedoch auf das Wirkprinzip der TNF-alpha-Blockade. Da Humira ein monoklonoler Antikörper gegen TNF-alpha ist, Enbrel dagegen ein löslicher Rezeptor, handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Medikamente, die lediglich im Ergebnis dieselbe Wirkung erzielen, nämlich die Blockade von TNF-alpha. Dies bedeutet, daß es nach einer Reaktion auf Humira nicht zwangsläufig und notwendigerweise auch zu einer Reaktion auf Enbrel kommen muß. Im Gegenteil ist dies eher nicht zu erwarten. Unter diesem Gesichtspunkt macht bei zunehmenden Hautreaktionen am Ort der Humira-Injektionen ein Wechsel auf Enbrel Sinn. Hinsichtlich der Wirkung ist ein gutes Ansprechen einer rheumatoiden Arthritis / chronischen Polyarthritis auch auf Enbrel zu erwarten, so daß auch in dieser Hinsicht gegen einen Wechsel auf Enbrel keine Bedenken bestehen sollten.

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