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Fragen und Antworten

Eine Frage von Nicole R. aus Frankreich:

Ich habe vor einigen Monaten eine Behandlung gegen Hepatitis C beendet (1 Jahr) und jetzt wurde eine Autoimmunerkrankung festgestellt (Gelenkschmerzen/Hautveränderungen/Schwäche). Die Ärzte können sie nicht benennen, verordneten mir aber 2 Tab. QUENSYL.

Meine Hepatitis C wurde mit der Kombitherapie behandelt, d.h. Viraferon PEG und Rebetol von Schering-Plough.

(bin 40 J., vermutlich per Tranfusion in den 70ern angesteckt, Genotyp 1b, leichte Fibrose der Leber, Therapiedauer 1 Jahr, vor Therapiebeginn negativ für Autoimmun-Werte, spezielle antinukleare Antikörper)

Ich hatte aber schon vor der Therapie Zehengelenkschmerzen, die unter der Therapie verschwanden. Jetzt 6 Monate nach Therapieende sind auch Fingergelenke (+Raynaud-Syndrom) und Knie und Ellbogen betroffen, plus trockene Haut und Augen, Hautrötungen, Augenödeme, Schielen, Schwäche.

Beim Antikörpertest Anfang Oktober hatte ich 640 'titres sur Hep C', Verdacht auf SSA / Antikörper ENA positiv / Latex Test : positiv (französische Abkürzungen).

Muss das behandelt werden ? Entwickelt sich so etwas weiter ? Was für Nebenwirkungen hat Quensyl? (hier in Frankreich "Plaquenil" genannt ??

Kann ich mit der Behandlung warten? Wie entwickelt sich so eine Autoimmunkrankheit ? Muss sie "gestoppt" werden ?

Muss ich behandeln, oder verschwinden die Symptome von selbst, da vermutlich entweder der Hepatitis-C-Virus oder die Kombitherapie die Autoimmunkrankheit hervorgerufen hat ?

Was riskiert meine Leber mit Quensyl ? Kann Quensyl eventuell den Virus wieder zur Vermehrung anregen ?

Ist Ihnen ein Zusammenhang mit Hepatitis C und/oder Interferonbehandlung und Autoimmunkrankheiten bekannt ?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

Unter der Therapie einer Hepatitis C mit Interferon können Gelenkschmerzen und sogar autoimmune Reaktionen auftreten. Daneben sind mir einige wenige Fallbeschreibungen aus der Literatur bekannt, nach denen es nach Absetzen einer Kombinationstherapie von Ribavirin und Interferon, wie sie bei Ihnen durchgeführt worden ist, zur Entwicklung einer Vaskulitis gekommen ist. Das Raynaud-Syndrom spricht etwas dafür, noch mehr allerdings das Schielen, da sich dahinter eine Vaskulitis mit cerebraler Beteiligung / Beteiligung von Augennerven verbergen könnte.

Ich persönlich habe selber das Auftreten einer schweren nekrotisierenden Vaskulitis gesehen, die nach Beendigung einer Kombinationstherapie einer Hepatitis C mit Ribavirin und Interferon auftrat.

Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt von den speziellen Symptomen und Befunden im individuellen Einzelfall ab. Bei einer nekrotisierenden Vaskulitis liegt eine potentiell lebensbedrohliche Situation vor, die eine sofortige, qualifizierte Therapie erfordert. Bei einem isolierten Nachweis von antinukleären Antikörpern ohne sonstige Symptome und Befunde kann unter Umständen zunächst ohne Therapie zugewartet werden. Diese beiden Möglichkeiten markieren die beiden Pole der möglichen Situationen und entsprechenden Therapiestrategien.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Symptome von selber wieder verschwinden.

Das Quensyl wird auch in Deutschland zur immunmodulatorischen Therapie bei entzündlich-rheumatischen oder immunologischen Systemerkrankungen eingesetzt.

Normalerweise ist Quensyl hinsichtlich der Leber gut verträglich. Es ist nach aller Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten, dass es unter einer einer Therapie mit Quensyl zu einer Verschlimmerung der Hepatitis C kommt.

13-12-2002

Keywords: Hepatitis C * Interferon * Ribavirin * Autoimmun-Phänomene * antinukleäre Antikörper * ANA * Vaskulitis

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