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Fragen und Antworten

Eine Frage von Werner N.:

ich leide seit 12 Jahren an einem M. Bechterew. Derzeit besteht eine anhaltend hohe Krankheitsaktivität mit konstant starken Beschwerden und erheblicher Erhöhung der Blutsenkung (aktuell 68 mm/h) und hohem CRP (65 mg/l). Deshalb möchte mein behandelnder Rheumatologe TNF-a-Hemmer einsetzen.

 

Können bei mir verstärkt Komplikationen auftreten, weil ich häufig Atemwegserkrankungen (auch bakterieller Art), einige Allergien (Bienengift, Pollen, Hausstaub)und häufig bakteriell entzündete Pickel habe?

 

Ist es sinnvoll, z. B. wegen allergischen Reaktionen die Anfangsdosis gering zu halten (z.B. bei Remicade statt 5 mg/kg nur 3mg/kg)?

 

Wie findet man das geeigneter Medikament für mich (Enbrel oder Remicade)?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 7.03.2004:

Unter der Therapie mit TNF-alpha-Blockern ist das Risiko für Infektionen erhöht. In der Regel handelt es sich dabei um banale Infekte der oberen Luftwege oder auch Harnwegsinfekte. Wenn schon vor einer TNF-alpha-Blocker-Therapie eine erhöhte Infektneigung besteht, ist es möglich, daß die Infektneigung durch die Behandlung weiter gesteigert wird. Dies muß aber nicht unbedingt der Fall sein, da u.U. die wirksame Behandlung der Grunderkrankung dazu führt, daß die darauf beruhende erhöhte Infektanfälligkeit geringer wird.

 

Es gibt zwar keine sogenannten Head-to-Head-Studien, in denen Infliximab (Remicade) und Etanercept (Enbrel) unmittelbar miteinander verglichen wurden. Betrachtet man mit dieser Einschränkung die Ergebnisse aus den bisherigen klinischen Studien bei der rheumatoiden Arthritis (chronischen Polyarthritis) und beim M. Bechterew, so gibt es bei den „normalen“ bakteriellen Infekten für Remicade und Enbrel keine Unterschiede in der Häufigkeit. Ein Unterschied besteht zwischen den beiden Substanzen allerdings in der Häufigkeit einer Tuberkulose. Hier liegt die entsprechende Rate bei Infliximab höher als bei Etanercept.

 

Mir sind keine Daten dazu bekannt, ob bei Patienten mit einer vorbestehenden Allergieneigung auch das Risiko erhöht ist, eine Allergie auf TNF-alpha-Blocker zu entwickeln. Mehr aus einer theoretischen Perspektive würde man, wenn eine solche Befürchtung besteht, eher eine Therapie mit dem löslichen Rezeptor Etanercept (Enbrel) und nicht mit dem TNF-alpha-Antikörper Infliximab (Remicade) wählen, da Etanercept im Gegensatz zu Infliximab keinen Mausanteil enthält. Dieser Mausanteil beinhaltet natürlich ein etwas erhöhtes Risiko einer allergischen Reaktion, da es sich hierbei um ein Fremdeiweiß handelt.

 

Gegen den Mausanteil kann der Körper auch Antikörper bilden. Diese Antikörper nennt man HACA´s (Humane Antichimäre Antikörper, nach der Chimäre aus der griechischen Fabelwelt benannt; eine Chimäre ist ein Lebewesen mit menschlichen und tierischen Anteilen).

 

Aus den klinischen Studien zur rheumatoiden Arthritis (chronischen Polyarthritis) wissen wir, daß sich das Risiko einer solchen HACA-Bildung erhöht, wenn die Infliximab-Dosis niedrig ist (3 mg/kg Körpergewicht gegenüber 5 mg oder sogar 10 mg/kg KG).

 

Wenn man diese Beobachtung auf die Situation bei der Therapie eines M. Bechterew überträgt – was sicherlich nur bedingt zulässig ist – spricht vieles dafür, unter dem Gesichtspunkt einer HACA-Bildung auch bei einer vorbestehenden Allergieneigung nicht die niedrige Infliximab-Dosis zu wählen, sondern die Standarddosis.

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