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Fragen und Antworten

Eine Frage von Yvonne S.:

Ich habe gelesen, daß man unter einer der Behandlung mit Remicade rohe Milch und Edelschimmelkäse meiden soll. Was darf man alles nicht essen oder machen? Gilt diese Einschränkung für alle rohen Speisen: z.B. Sushi-Speisen, Käse, rohes Gemüse, Eier...?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 19.02.2004:

Weltweit gibt es unter der Zahl von mittlerweile mehr als einigen Hunderttausend mit TNF-alpha-Blockern behandelten Patienten einige wenige Berichte über das Auftreten einer Listeriose-Infektion, z.T. leider sogar mit tödlichem Ausgang. Größenordungsmäßig handelt es sich dabei um ca. 50 Fälle insgesamt, darunter einige wenige mit der bereits angesprochenen Todesfolge.

 

Hintergrund dieser Listeriose-Infektionen ist, daß diese u.a. durch Rohmilchprodukte (z.B. auch Rohmilchkäse, Edelschimmelkäse aus Rohmilch) übertragen werden. Dieses sehr spezielle Infektionsrisiko betrifft im übrigen nicht nur Patienten unter einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern, sondern auch Patienten, die mit anderen Medikamenten behandelt werden, die die Immunabwehr beeinflussen, beispielsweise Cortison oder Immunsuppressiva im Rahmen einer langwirksamen antirheumatischen Therapie (z.B. Azathioprin, Ciclosporin o.ä., möglicherweise auch Leflunomid und Methotrexat).

 

Vergleichsweise häufiger sind solche Infektionen aus Frankreich berichtet worden. Für Deutschland ist das Risiko vermutlich als sehr niedrig anzusetzen.

 

Da Listerien intrazellulär wachsende Erreger sind und damit, zumindest in dieser Hinsicht, eine Ähnlichkeit mit den Tuberkel-Bakterien als Erreger der Tuberkulose haben, könnte die Listeriose-Gefährdung theoretisch unter einer Therapie mit TNF-alpha-Antikörpern wie Infliximab (Remicade) oder Adalimumab (Humira) höher sein als unter einer Therapie mit dem löslichen TNF-alpha-Rezeptor Etanercept. Ob diese Unterscheidung bei einer Listeriose-Infektion auch wirklich praktisch relevant ist, ist mir nicht bekannt.

 

Hinsichtlich anderer Produkte, z.B. Eier, oder roher Speisen wie Gemüse oder Sushi gelten im Prinzip dieselben Hygiene-Maßnahmen bzw. die entsprechenden Empfehlungen, wie sie auch für Reisen in das nicht-europäische Ausland gegeben werden: Wenn die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination mit Erregern gegeben ist, z.B. wenn die Möglichkeit besteht, daß das Gemüse mit Dünger gedüngt wurde, der auch menschliche Exkremente enthält, sollte man unbedingt die Finger davon lassen.

 

Im Hinblick auf Eier oder auch Geflügel ist das spezielle und hinlänglich bekannte Problem der Salmonellen-Infektion zu berücksichtigen. Dieses Risiko betrifft im Grundsatz alle Verbraucher. Theoretisch ist es möglich, daß eine Salmonellose, die man sich über diesen Verbreitungsweg zuzieht, unter einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern schwerer verläuft als bei Patienten ohne eine solche Therapie. Ob dies aber auch tatsächlich so ist, ist durch entsprechende Daten nicht sicher belegt.

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