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Fragen und Antworten

Eine Frage von J.O.F. B.:

Meine Beschwerden begannen 1990 mit starken Schmerzen in beiden Händen (vor allem morgens), in beiden Knien (mit starken Schwellungen und Ergüssen) und im ISG rechts.

 

Ich erhielt von der Rheumaambulanz der Uni-Klinik Ffm. die Diagnose "seronegative, HLA B-27 assoziierte Poly- bzw. Oligoarthritis". Es begann eine Therapie mit 7,5 mg MTX/Woche, 2,5 mg Syntestan/Tag, 2 x 50 mg Diclofenac/Tag, 1 x 75 mg Indometacin/Tag. Diese Therapie habe ich über ca. 12 Jahre fortgeführt, nur die NSAR wurden wegen neu entwickelter Medikamente immer ´mal gewechselt.

 

Ich war nahezu beschwerdefrei, meine Laborwerte waren "jungfräulich", eine Betreuung durch Rheumatologen habe ich nur noch in losen Abständen wahrgenommen. Ende 2001 habe ich eine massive Gingivitis entwickelt, die von 2 Zahnärzten und der Rheumaambulanz der Uniklinik Heidelberg als Nebenwirkung von MTX bewertet wurde. Ich habe dann zusätzlich Folsäure eingenommen. Aber meine Zahn- bzw. Kieferprobleme wurden so stark, dass mir in Heidelberg empfohlen wurde, auf Arava zu wechseln. Die Umstellung erfolgte zu Beginn des Jahres, zusätzlich habe ich als NSAR Celebrex erhalten (200 mg/Tag). Leider habe ich jetzt sehr starke Beschwerden in beiden ISG. Die peripheren Gelenke sind nach wie vor kaum schmerzhaft und nicht geschwollen. Da ich von den Heidelberger Rheumatologen gehört habe, dass sich das entzündliche Geschehen an der Wirbelsäule nur sehr schlecht mit den bekannten Basismedikamenten kontrollieren lasse, richtet sich meine Aufmerksamkeit auf die neuen Medikamente, von denen in Studien ja schon berichtet wurde, dass sie gerade bei entzündlichem Schmerz an der Wirbelsäule sehr wirksam sind.

 

Daher meine Frage: Bin ich überhaupt ein "potenzieller Kandidat" für TNF-alpha oder gibt es andere herkömmliche Therapien, die ich zunächst ausprobieren sollte? Für Ihre Antwort und Ihr Engagement danke ich Ihnen jetzt schon sehr herzlich. Ihr Internet-Angebot ist übrigens eine phantastische Sache!!!

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 23.04.2003:

Es gibt unterschiedliche Auffassungen und auch eine Diskrepanz zwischen den publizierten Daten und den Erfahrungen aus der Praxis, was die Wirksamkeit der traditionellen langwirksamen Antirheumatika an der Wirbelsäule angeht. Insofern ist ein Versuch mit Arava allemal gerechtfertigt, wenn Methotrexat nicht vertragen wird (oder auch nicht / nicht mehr ausreichend greift). Wenn sich mit Arava die Krankheitsaktivität gut kontrollieren lässt, stellt sich die Frage nach den neuen, biologischen Medikamenten nicht.

 

Wenn es unter der Therapie mit Arava zu einem guten Ansprechen im Hinblick auf die peripheren Gelenke kommt, aber nur zu einem unzureichenden oder gar fehlenden Ansprechen an der Wirbelsäule (was man u.a. an dem entsprechenden Schmerz merkt), könnte man u.U. als Zwischenschritt vor dem Einsatz von TNF-alpha-Blockern einen befristeten Versuch (für ca. 3-6 Monate in Abhängigkeit vom individuellen Einzelfall, insbesondere auch der Krankheitsaktivität und der Krankheitsschwere) mit einer Kombination von Leflunomid (Arava) und Sulfasalazin (z.B. Sulfasalazin medac, Azulfidine RA, Pleon RA) machen. Gerade im Hinblick auf die Wirbelsäule sieht man oft eine gute Wirksamkeit von Sulfasalazin; die Kombination mit Leflunomid ist im übrigen bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis / chronischen Polyarthritis Gegenstand einer laufenden klinischen Studie.

 

Ist diese Kombination unwirksam oder wird sie nicht vertragen, ist der Einsatz von TNF-alpha-Blockern gerechtfertigt.

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