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Fragen und Antworten

Eine Frage von Andreas:

Wie oft muss ich nach Einnahme von TNF zum Arzt?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 4.08.2005:

Dies hängt davon ab, mit welchem TNF-alpha-Blocker man behandelt wird, außerdem auch davon, ob die Erkrankung und ihre Therapie bisher relativ unkompliziert oder eher problematisch verlaufen ist und ob neben der rheumatischen Erkrankung noch weitere, möglicherweise komplizierende Begleiterkrankungen wie beispielsweise eine Lungenerkrankung, eine Herzerkrankung oder eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) etc. bestehen. Nicht zuletzt spielt es auch eine Rolle, ob es sich um einen jungen, sonst kerngesunden Menschen oder einen älteren Menschen mit bereits veränderten Stoffwechselvorgängen und eingeschränkten Organfunktionen handelt.Bei einer Therapie mit Remicade erfolgen die Infusionen anfangs im Abstand von 2, 4 und dann 8 Wochen. Bei Enbrel spritzt sich der Patient nach einer Anlernphase das Medikament selber unter die Haut, so daß sich allein schon durch die unterschiedliche Verabreichung der einzelnen TNF-alpha-Blocker unterschiedliche Arztkontakte ergeben.Unabhängig von der Verabreichungsform sind unter einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern regelmäßige rheumatologische Kontrolluntersuchungen notwendig. Sie werden zum einen zum Verlaufsmonitoring der Therapie durchgeführt, zum anderen zum Sicherheitsmonitoring.Zum Verlaufsmonitoring gehört die regelmäßige Dokumentation der Wirksamkeit der Behandlung, im Fall einer rheumatoiden Arthritis z.B. mit solchen Instrumenten wie dem DAS28 zur Messung der Krankheitsaktivität, dem FFbH oder dem HAQ zur Messung der funktionellen Kapazität und jährliche Röntgenuntersuchungen von den Händen und Füßen zur Beurteilung der Röntgenprogression. Bei einem M. Bechterew geschieht dies in ähnlicher Weise, hier wird allerdings für die Messung der Krankheitsaktivität der sogenannte BASDAI-Index eingesetzt (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index), zur Messung der funktionellen Kapazität der BASFI-Index (Bath Ankylosing Sponylitis Functional Index), außerdem der BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index) zur Verlaufskontrolle der Wirbelsäulenbeweglichkeit und anderer Messwerte wie der Atembreite.Zum Verlaufsmonitoring gehören weiterhin Blutuntersuchungen wie die Blutsenkung oder das c-reaktive Protein (CRP-Wert).Wie bei allen hochwirksamen Medikamenten ist auch unter einer Therapie mit TNF-alpha-Blockern eine regelmäßige Überwachung der Therapie im Sinne eines Sicherheitsmonitorings notwendig. Neben der regelmäßigen Befragung des Patienten auf mögliche Nebenwirkungen und Nebenwirkungssymptome und entsprechender Untersuchung beinhaltet das Sicherheitsprogramm zum Therapiemonitoring einer TNF-alpha-Blocker-Therapie auch regelmäßige Blutuntersuchungen. Aus den Erfahrungen, die in der Vergangenheit mit anderen Medikamenten gemacht wurden, empfiehlt sich unter der Behandlung mit TNF-alpha-Blockern eine regelmäßige Überprüfung von einigen Laborwerten, so z.B. die Kontrolle des großen Blutbildes einschließlich Differentialblutbild und Thrombozyten, der Leberwerte (Transaminasen, GOT und /oder GPT, alkalische Phosphatase, ggf. auch Gamma-GT), der Nierenwerte (Kreatinin und / oder Harnstoff) sowie von Urinstatus und Urinsediment. Die Kontrolle weiterer Parameter wie antinukleäre Antikörper (ANA) und ggf. Subtypisierung (in größeren Abständen) und anderer Blutwerte hängt von der individuellen Situation des Patienten ab (Dosierung, Risikofaktoren, Alter, Krankheitsschwere, Begleiterkrankungen, Begleitmedikation etc.). In der Kombinationstherapie mit Methotrexat (die aber nur bei der rheumatoiden Arthritis, nicht bei M. Bechterew oder anderen Spondarthritiden durchgeführt wird) sind die meisten der oben angeführten Kontrollen ohnehin im Rahmen der vorgeschriebenen Überwachung der Mtx-Therapie notwendig. Kontrolluntersuchungen sollten bei der Einleitung einer TNF-alpha-Blocker-Therapie in den ersten 6 Monaten in Abhängigkeit vom individuellen Einzelfall in 14-tägigen bis 4-wöchigen Abständen erfolgen, danach reichen Kontrollintervalle von 3 Monaten aus, vorausgesetzt, dass alle Werte immer normal sind. Falls sich bei einer Kontrolle pathologische (= krankhafte) Veränderungen zeigen, muß selbstverständlich je nach Werten und Ausmaß der pathologischen Veränderungen das Kontrollintervall mehr oder weniger stark verkürzt werden. Dies gilt selbstverständlich auch beim Auftreten von Komplikationen. Nach dem jeweiligen Befund richtet sich auch die Entscheidung, ob die Therapie mit dem TNF-alpha-Blocker zunächst unverändert fortgeführt werden kann, ob u.U. eine kurze Behandlungspause notwendig wird (z.B. beim Auftreten zwischendurch aufgetretenen Nebenwirkungen, von denen man weiß, daß sie in der Regel nicht auf Dauer bestehen bleiben) oder ob das Medikament sicherheitshalber zunächst vorläufig oder sogar ganz abgesetzt werden sollte. Zur Kontrolle des Therapieerfolgs und zur differenzierteren Therapieüberwachung werden natürlich beim Rheumatologen neben regelmäßigen Bestimmungen der Entzündungswerte (BSG, CRP) in größeren Abständen weitere Parameter (Rheumafaktoren, ANA, Immunglobuline, Elektrophorese etc.) gemessen. Damit eine hohe Therapiesicherheit unter einer Behandlung mit TNF-alpha-Blockern  sichergestellt ist, sollte die Behandlung mit diesen Medikamenten nur durch Spezialisten durchgeführt werden, die mit dieser Therapie eine ausreichende Erfahrung haben. Dies sind in der Regel internistische Rheumatologen.

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