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Fragen und Antworten

Eine Frage von N.N.:

Ich leide seit 21 Jahren an einer Arthritis psoriatica. Seit geraumer Zeit wird diese mit Etanercept (Enbrel) 25 mg zweimal pro Woche und 10 mg Prednisolon behandelt. Zudem nehme ich 25 mg Rofecoxib (Vioxx) pro Tag. In zwei Wochen soll das rechte Handgelenk operiert werden. Die Arthritis ist noch sehr aktiv. Der Narkosearzt fordert eine Etanercept- Pause vor der Operation, mein Rheumatologe sagt, ich soll Etanercept unverändert weiternehmen. Gibt es Richtlinien zum Umgang mit TNF – Blockern bei Operationen?

Die Antwort gibt Dr. med. Georg Hübner, 22.02.2004:

In den „Überarbeitete(n) Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zur Therapie mit Tumornekrosefaktor-hemmenden Wirkstoffen bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen (Stand Juli 2002)“ heißt es:“ Zum Einsatz von TNF-Blockern vor, während und nach operativen Eingriffen liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor; im Falle einer geplanten Operation sollten die behandelnden Ärzten miteinander Kontakt aufnehmen.“

Aus der unsicheren Situation heraus entstanden so in diesem geschilderten Fall unterschiedliche Empfehlungen.

 

Da unter einer solchen Therapie gelegentlich Wundheilungsstörungen und vermehrt Infekte auftreten können, pausieren wir in der Rheumaklinik Ratingen TNF – hemmende Therapien prä- und postoperativ in Abhängigkeit von der Wirkdauer bzw. „Halbwertszeit“ der verabreichten Substanz, der Aktivität der Arthritis und dem Operationsgebiet.

 

So ist bei einer Fußoperation in der Regel mit einer größeren Rate von Infektionen und Wundheilungsstörungen zu rechnen als bei Operationen an der Hand und daher eher eine längere Therapiepause ratsam.

 

Ist die Gelenkentzündung sehr aktiv und eine Therapiepause sehr wahrscheinlich oder erfahrungsgemäß mit einer heftigen Reaktivierung der Arthritis verbunden, ist auch, wie hier vom behandelnden Rheumatologen bei einer Handoperation empfohlen, eine nur unmittelbar perioperative Therapiepause gerechtfertigt.

 

Wir nehmen in der Regel die TNF – hemmende Therapie postoperativ bei komplikationsloser Wundheilung ohne Infekthinweis wieder auf.

 

Eine Hilfestellung in der Entscheidung bieten die Informationen der „Arbeitsgemeinschaft Regionaler Kooperativer Rheumazentren in der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie“. Hier heißt es für Etanercept (Enbrel):

 

„Es liegen noch keine Daten bezüglich des Infektionsrisikos bei chirurgischen Eingriffen unter Etanercepttherapie vor. Insofern sollte eine Etanercepttherapie bei elektiven Eingriffen (d.h. planbaren Wahloperationen) mindestens 1 Woche vorher pausiert werden.“

 

Analog wird für Infliximab (Remicade) ein Zeitraum von 4 Wochen genannt, und für Adalimumab (Humira) sind 2 Wochen im Gespräch (die offizielle Empfehlung ist noch nicht verabschiedet) und eine Wiederaufnahme der Therapie frühestens 2 Wochen postoperativ.

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