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Fragen und Antworten

Eine Frage von Tina L.:

Ich leide seit 1988 an einer Psoriasisarthritis mit Polyarthritis. Diagnostiziert wurde die Erkrankung allerdings erst 4 Jahre später. Zur Zeit werde ich mit Cortison behandelt (10 mg pro Tag), darunter ist die Erkrankung hochaktiv (eDAS 9!). Ich bin durch die Krankheit in meinem täglichen Leben sehr stark eingeschränkt, auch die Werte im eHAQ sind sehr schlecht (2.75).

 

Ich würde gerne wissen, ob eine Therapie mit TNF-alpha-Hemmern auch für mich in Frage kommen würde. Da zu meinem Krankheitsbild auch die Psoriasis gehört und ich zum anderen einen Kinderwunsch habe.

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 3.09.2003:

Grundsätzlich gilt, dass jede aktive Psoriasisarthritis mit einer langwirksamen antirheumatischen und krankheitsmodifizierenden medikamentösen Therapie behandelt werden sollte. Von der allgemeinen Therapiestrategie kann man sich an dem Vorgehen wie bei der rheumatoiden Arthritis orientieren. Hierzu gibt es beim TNF-alpha-Informationszentrum umfangreiche Informationen, zum einen auf der Homepage, zum anderen auch in Form von Broschüren und weiteren Print-Materialien.

 

Flankiert wird die krankheitsmodifizierende Medikation ggf. durch die symptomatische Behandlung mit cortisonfreien Entzündungshemmern („nicht-steroidale Antirheumatika“, NSAR) und unter Umständen bei hoher Krankheitsaktivität auch mit Cortison.

 

Als langwirksame Antirheumatika für die Therapie der Psoriasisarthritis sind in Deutschland derzeit folgende Substanzen zugelassen:

 

- intramuskulär verabreichtes Gold (Natriumaurothiomalat, Handelsname Tauredon)

 

- Methotrexat (z.B. Lantarel)

 

 

- Ganz aktuell, d.h. seit Dezember 2002, steht außerdem mit dem „Biological“ Etanercept (Enbrel) das erste krankheitskontrollierende Medikament zur Behandlung der Psoriasisarthritis zur Verfügung.

 

 

Enbrel ist in Deutschland für die Therapie der aktiven Psoriasisarthritis zugelassen, bei der die konventionelle langwirksame antirheumatische Therapie nicht ausreichend wirkt oder aus anderen Gründen (inbesondere Gegenanzeigen („Kontraindikationen“) oder Nebenwirkungen) nicht gegeben werden kann. Die Entscheidung zum Beginn einer Enbrel-Therapie sollte von einem internistischen Rheumatologen getroffen werden; er sollte auch die Therapie durchführen bzw. überwachen.

 

Enbrel ist bei Psoriasis-Arthritis hochwirksam mit Ansprechraten hinsichtlich der Gelenksymptome bei weit über 50% der Patienten. Bei dem größten Teil der Patienten kommt es auch zu einer deutlichen Besserung der Hautmanifestationen der Psoriasis.

 

Die Erfahrungen mit Enbrel decken sich im wesentlichen mit denen bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis. Für weitergehende Informationen zu Enbrel (insbesondere auch zur Verträglichkeit oder zu möglichen Nebenwirkungen) empfiehlt sich deshalb die Lektüre der entsprechenden Seiten auf der TIZ-Homepage. Weiterhin empfehlenswert ist die TIZ-Broschüre zu Etanercept, die online über das entsprechende Formular auf der TIZ-Homepage angefordert werden kann.

 

Da Enbrel ein relativ teures Medikament ist, verlangen die Kostenträger (Krankenkassen, Beihilfestellen), dass vor dem Einsatz dieses Präparates preiswertere zur Verfügung stehende Alternativen angewendet wurden.

 

Als Mindestvoraussetzung sollte eine Behandlung mit einem konventionellen Basismedikament (langwirksamem Antirheumatikum) durchgeführt worden sein, vorzugsweise mit Methotrexat. Die Methotrexat-Therapie sollte ausreichend lange in ausreichend hoher Dosierung durchgeführt worden sein (die Empfehlungen unterscheiden sich hier etwas; aus unserer Sicht sollte die Therapiedauer mit Mtx mindestens drei Monate betragen haben und die Dosis mindestens 15 mg betragen haben, vorzugsweise in parenteraler Verabreichung, d.h. in Spritzenform; die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, die inzwischen innerhalb der deutschen Rheumatologen aber sehr stark umstritten sind, nennen noch einen Mindest-Therapiezeitraum mit Basismedikamenten von 6 Monaten und eine Mtx-Höchstdosis von 25 mg).

 

Außerhalb der offiziellen Zulassung („off-label“) liegen bei der Behandlung der Psoriasisarthritis mit konventionellen langwirksamen Antirheumatika Erfahrungen aus klinischen Studien oder aus der praktischen Anwendung für folgende Substanzen vor:

 

- Sulfasalazin (z.B. Azulfidine RA, Pleon RA)

 

- Azathioprin (z.B. Imurek)

 

- Ciclosporin (Sandimmun, Sandimmun optoral); Sandimmun ist in Deutschland offiziell zugelassen für die Therapie der schweren Haut-Psoriasis

 

- Leflunomid (Arava)

 

 

Umfangreiche Studiendaten liegen aus dieser Medikamentengruppe insbesondere für Leflunomid vor. Die Ergebnisse der TOPAR-Studie belegen dabei eine gute Wirksamkeit von Arava bei Psoriasisarthritis. Es ist zu erwarten, das Arava in absehbarer Zeit auf der Grundlage dieser Studien auch offiziell für die Therapie der Psoriasisarthritis zugelassen werden wird.

 

Aus der Gruppe der biologischen Medikamente zeigen Studiendaten auch für Infliximab (Remicade) eine Wirksamkeit bei der Psoriasisarthritis.

 

Eine gute Wirksamkeit auf die Hautbeteiligung der Psoriasis ist belegt für Methotrexat, Ciclosporin (z.B. Sandimmun, Sandimmun optoral), Leflunomid (Arava), Etanercept (Enbrel) und Infliximab (Remicade).

 

Unter allen genannten Medikamenten darf man nicht schwanger werden. Nach einer Therapiepause, die für die genannten Medikamente unterschiedlich groß ist, ist aber eine Schwangerschaft möglich, ohne dass mit einem erhöhten Risiko zu rechnen ist.

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