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Fragen und Antworten

Eine Frage von Aldo C.:

Bei mir ist der Tuberkulin-Test positiv. Jetzt besteht unter meinen behandelnden Ärzten Uneinigkeit darüber, ob man bei einer Therapie mit Etanercept (Enbrel) eine vorbeugende Behandlung mit einem Tuberkulostatikum durchführen muss oder nicht.

 

Gibt es Studien oder Erfahrung bezüglich Etanercept und Aktivierung einer latenten Tuberkulose? Geht daraus hervor, dass das Risiko, an einer Tuberkulose zu erkranken, vernachlässigt werden kann oder muss man in jedem Fall eine entsprechende Medikamentation einleiten? Falls ja, sollte das sofort geschehen oder kann man damit abwarten? Was für Nebenwirkungen sind zu erwarten bzw. hat es überhaupt noch einen Sinn, mit Etanercept weiter zu therapieren? Weiss man etwas darüber, ob eine Verlängerung der Injektionsintervalle das Risiko vielleicht derart mindert (und die Wirkung trotzdem bestehen bleibt), dass man die latente TB vernachlässigen kann?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 18.09.2002:

Es gibt für alle TNF-Blocker, also auch Etanercept, ein erhöhtes Risiko für die Reaktivierung einer latenten Tuberkulose, allerdings ist nach den vorliegenden Zahlen das Risiko bei Etanercept (Enbrel) deutlich niedriger als bei Infliximab (Remicade).

 

Ein positiver Tuberkulintest ist nicht in jedem Fall gleichbedeutend mit einer aktiven Tuberkulose. Liegt bei dem Test nur eine geringe Hautreaktion vor, besagt das nur, dass man eine Tb durchgemacht hat. Ich selber nehme einen solchen Tuberkulin-Test zur Kenntnis und veranlasse dann in der Regel noch sicherheitshalber eine Lungenaufnahme. Wenn diese in Ordnung ist, führe ich keine zusätzliche medikamentöse Therapie (z.B. Chemoprophylaxe parallel zu Enbrel) durch.

 

Kommt es allerdings bei dem Tuberkulintest zu einer sehr starken Reaktion (Durchmesser der Hautrötung mehr als 5 mm), besteht der Verdacht auf eine latente (verborgene) Tuberkulose. In einem solchen Fall wird bei einer Therapie mit einem TNF-alpha-Blocker die vorbeugende Gabe von einem Tuberkulostatikum (in der Regel INH) empfohlen. Zu diesem Vorgehen besteht aber derzeit noch kein allgemeiner Konsens. Inbesondere ist angesichts des sehr niedrigen Risikos, dass es bei einer Enbrel-Therapie zu einer Tubekulose-Reaktivierung kommt, nicht geklärt, ob man bei sonst fehlenden Hinweisen auf eine Tuberkulose in einem solchen Fall grundsätzlich eine sogenannte Chemoprophylaxe mit INH durchführen muss.

 

Da es keine systematischen Studien zu einer Verlängerung der Injektionsintervalle von Etanercept gibt, kennt man auch keine Daten auf die Auswirkung einer solchen Vorgehensweise im Hinblick auf die Wirksamkeit und auf mögliche Nebenwirkungen, insbesondere nicht hinsichtlich einer Verringerung des Tuberkuloserisikos.

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