Sie sind hier: rheuma-online » Archiv » Fragen und Antworten

Fragen und Antworten

Eine Frage von Sonja L.:

Ich werde seit 10 Monaten wegen Verdacht auf Mischkollagenose mit Zytrim (Azathioprin) behandelt. Ich nehme 150 mg Azathioprin, außerdem 10 / 12,5 mg Prednisolon im täglichen Wechsel,150 mg Indometacin, 20mg Pantozol, dazu Calcium und Vitamin D3.

Durch das Azathioprin geht es mir deutlich besser, ich konnte das Cortison von anfänglich 40 mg auf die derzeitige Dosis reduzieren, aber damit geht es mir nicht wirklich gut, ich bin weiterhin arbeitsunfähig und der Rentenantrag ist gestellt (mit 30 Jahren).

Mein Arzt ist mit dem Verlauf nicht zufrieden. Da die Cortisondosis noch viel zu hoch ist, das Azathioprin ausgereizt ist und die Krankheit nicht kontrolliert ist, hat er einen Wechsel des Azathioprins auf MTX angesprochen.

Meine Frage ist, wie geht denn so ein Wechsel vor sich? Muß ich das Azathioprin erst vollständig absetzen, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen, oder kann mit der Behandlung mit MTX bereits begonnen werden, während das Azathioprin noch ausgeschlichen wird? Welchen Zeitraum muß ich vom Beginn des Absetzens von Azathioprin bis zur Wirkung des MTX in etwa überbrücken?

Eine andere Frage ist, kann ich im Zweifelsfall auch von MTX wieder zurückgehen auf Azathioprin, wenn MTX nicht helfen sollte? Das Azathioprin hat ja geholfen, wenn auch nicht ausreichend.

Sie schreiben in einigen Beiträgen in rheuma-online, daß einige Basismedikamente nicht mehr so gut wirken, wenn sie zwischendurch abgesetzt wurden. Besteht die Gefahr auch bei Azathioprin?

 

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 1.01.1970:

Aus der Ferne kann und darf ich natürlich keine individuellen Therapieempfehlungen geben. Allgemein kann man sagen, dass es beim Wechsel von dem einen auf das andere krankheitsmodifizierende Medikament verschiedene Strategien gibt, die zum einen von den verwendeten Medikamenten, zum anderen von der jeweiligen Erkrankung und dem individuellen Befund etc. abhängen.

Grundsätzlich versuche ich selber nach Möglichkeit, den Wechsel von dem einen auf das andere Präparat so zu gestalten, dass es durch die Umstellung nicht zu einem Schub oder einer erhöhten Krankheitsaktivität kommt.

Wenn es unter Azathioprin zu einem teilweisen Ansprechen gekommen ist, kann man – je nach Lage der Dinge – überlegen, ob man (wenn es beispielsweise auch die Laborwerte zulassen: Blutbild mit Zahl der wessen Blutkörperchen oder Leberwerte, Nierenwerte) überlappend Azathioprin weitergibt und Methotrexat zusätzlich einsetzt im Sinne einer Kombinationstherapie. Man kann ja sicherheitshalber anfangs eine reduzierte Mtx-Dosis verwenden, z.B. 5 mg pro Woche oder 7,5 mg pro Woche für die ersten 2-3-4 Wochen und dann je nach Ansprechen und dem Ergebnis der Kontrolluntersuchungen einschließlich Kontrollen der Laborwerte langsam weiter steigern. Das Problem im Fall der Kombination von Azathioprin und Mtx besteht darin, dass diese Kombination keine ganz alltägliche ist und damit nicht so viel Erfahrungen bestehen wie bei anderen Kombinationen, beispielsweise Mtx und Leflunomid (Arava).

Alternativ kann versucht werden, unter engmaschigen Kontrollen die Azathioprin-Dosis zu steigern (dann allerdings als Monotherapie, d.h. Azathioprin alleine ohne Mtx). Manche Patienten benötigen anfangs höhere Dosierungen, z.T. bis zu 250 mg Azathioprin pro Tag. Dabei muß man es „aushalten“ können, dass die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) unter die untere Normgrenze sinkt. In einigen Zentren gilt sogar regelrecht die Vorgabe, dass man Azathioprin so hoch dosieren muß, dass die Zahl der Leukozyten den Wert von 3.000/ul erreicht, da erst bei diesem Wert die optimale Wirkung erzielt wird.

Zurückgehen von Mtx auf Azathioprin kann man im übrigen immer, wenn dieses Medikament nicht wegen Nebenwirkungen verlassen wurde.

 

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.