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Fragen und Antworten

Eine Frage von Hans D.:

Meine Tochter leidet unter systemischer Vaskulitis und bekommt seit ca. einem Jahr Enbrel. Uns geht es derzeit gut.

 

Die Frau eines Arbeitskollegen leidet jedoch unter dem Sjögren-Syndrom. Sie hat heftige Schmerzen und ist derzeit fast verzweifelt. Sie wird sogar mit Morphium behandelt.

 

Hat man bei dieser Indikation mit TNF-Alpha-Blockern die Chance auf einen Therapieerfolg?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 28.10.2004:

Es gibt nur sehr wenige Erfahrungen zum Einsatz von TNF-alpha-Blockern beim Sjögren-Syndrom. Danach scheinen diese Substanzen bei dieser Erkrankung eher nicht oder nicht so überzeugend zu wirken wie beispielsweise bei der rheumatoiden Arthritis, der Psoriasis-Arthritis oder dem M. Bechterew.

Die einzige mir bekannte klinische Studie zeigt sogar überhaupt keine Wirksamkeit von Infliximab (Remicade) beim primären Sjögren-Syndrom. Wir haben darüber im TNF-Ticker vopm 18. Juli 2003 berichtet (Infliximab ist beim primären Sjögren-Syndrom nicht wirksam, http://www.tiz-info.de/aktuelles/tnf-ticker/news/article/44/html/8/). Ich füge den Text im folgenden an:

„In einer randomisierten, placebo-kontrollierten doppelblinden Multiicenter-Studie wurden 103 Patienten mit primärem Sjögren-Syndrom mit Infliximab behandelt. Nach 10 Wochen zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Patientengruppen, die mit Infliximab oder mit Placebo behandelt worden waren.

In einer randomisierten, placebo-kontrollierten doppelblinden Multiicenter-Studie wurden 103 Patienten mit primärem Sjögren-Syndrom mit Infliximab behandelt.

Die Infliximab-Gruppe umfasste 54 Patienten, die Placebo-Gruppe 49.

Die Therapie erfolgte in der Infliximab-Gruppe mit Infusionen von 5 mg Infliximab pro kg Körpergewicht in Woche 0, 2, 6.

Bei Therapiebeginn bestanden keine Unterschiede zwischen den beiden Therapiearmen.

Nach 10 Wochen wurden folgende Zielparameter gemessen: Schmerz, Erschöpfung, Sicca-Symptomatik, Speichelfluß, Schirmer-Test, Zahl geschwollener Gelenke, Zahl schmerzhafter Gelenke. Dabei zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Patientengruppen, die mit Infliximab oder mit Placebo behandelt worden waren.

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Infliximab beim primären Sjögren-Syndrom nicht wirksam ist.

Literatur

X. Mariette 1, P. Ravaud 2, S. Steinfeld 3, E. Hachulla 4, B. Combe 5, X. Puéchal 6, A. Saraux 7, B. Sauvezie 8, A. Perdriger 9, O. Meyer 2, J. Sibilia 10 1Le Kremlin Bicêtre, 2Paris, France, 3Brussels, Belgium, 4Lille, 5Montpellier, 6Le Mans, 7Brest, 8Clermont-Ferrand, 9Rennes, 10Strasbourg, France. Supported by Schering Plough, Gérard Trape, France

[OP0006] ABSENCE OF EFFICIENCY OF INFLIXIMAB IN PRIMARY SJOGREN'S SYNDROME: PRELIMINARY RESULTS OF THE TRIPSS* STUDY. *: TRIAL OF REMICADE IN PRIMARY SJOGREN'S SYNDROME

Annual European Congress of Rheumatology (EULAR 2003), Lissabon, 18. – 21. Juni 2003, Ann Rheum Dis 62 (Suppl 1): 66 (OP0006)

 
Anläßlich Ihrer Anfrage habe ich eine aktuelle, systematische Literatursuche durchgeführt und keine publizierten Arbeiten zum Einsatz von TNF-alpha-Blockern beim Sjögren-Syndrom gefunden.

Soweit ich mich richtig erinnere, habe ich auf irgendeinem der letzten internationalen Rheumatologen-Kongresse ein Poster zum Einsatz von Etanercept bei Sjögren-Syndrom gesehen und meine, daß auch dort keine überzeugende Wirkung bei diesem Krankheitsbild belegt werden konnte. Ich kann mich aber auch irren.

Alles in allem ist eher nicht anzunehmen, daß TNF-alpha-Blocker bei einem primären Sjögren-Syndrom hochwirksam sind.

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