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Unterschiede zwischen der Wirksamkeit von TNF-alpha-Blockern bei der Therapie einer Spondarthritis?

Frage aus der Kategorie: Fragen an die Experten
Eine Frage von Nicole:

Ich habe Morbus Bechterew. In den letzten Monaten ging es mir sehr schlecht. Musste deshalb stationär aufgenommen werden. Kam vor zwei Wochen wieder aus dem Krankenhaus! Bekomme zur Zeit einige Medikamente (seractil forte 400, 1-1-1, Novalgin 25-25-25-25, Urbason 80 mg, derzeit ausschleichend, Cal D vita 1-0-1, Ivadal 0-0-0-1, Saroten 25 mg 0-0-1, Pariet 1-0-0, Cypralex 5mg 1-0-0), mit dem Kortison bin ich jetzt auf 40 mg.

Fing Anfang diesen Jahres an mit der Therapie Remicade, im Juni diesen Jahres war die Wirkung nicht die dieselbe wie am Anfang dieser Therapie. Begannn dann eine andere Arbeit (nach Umschulung wegen meiner gesundheitlichen Situation). Entschloss mich dann auf Enbrel umzusteigen. Da ich immer 200 Kilometer fahren musste, um diese Infusion zu bekommen. Fehlte dann alle sechs Wochen einen Tag bei der Arbeit. Bekam jetzt Enbrel zweimal die Woche.

Mir ging es dann immer schlechter, und es wurde einfach nicht besser und nicht besser. Bekam dann immer mehr Medikamente und Infusionen. Wurde dann stationär aufgenommen und bin dann mit dieser Medikamentation heim gegangen (wie es im Formular steht), soll jetzt mit Enbrel aufhören. Habe jetzt noch zwei Spritzen.

Hat Enbrel bei mir nicht gewirkt? Kann das sein? Ist es richtig, mit Enbrel aufzuhören? Ist Humira vielleicht besser? Weiss nicht mehr weiter? Eins kann ich sagen! Gewirkt muss es haben, denn am Anfang ging es mir sehr sehr sehr gut, und die Morgensteifigkeit ist jetzt auch immer noch sehr begrenzt! Was ist am besten? Was soll ich machen?

Gibt es Unterschiede zwischen Remicade, Enbrel und Humira? Bekommt man bei Morbus Bechterew in Österreich auch Humira?

War die Dosis von Enbrel nicht mehr ausreichend? Kann das sein? Was ist passiert? Das kann es doch nicht gewesen sein, daß ich mein Leben jetzt immer mit Schmerzen verbringen muss!?

Die Antwort gibt Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, 21.11.2004:

Welches Krankheitsbild bei Ihnen im Augenblick genau vorliegt und warum die Therapie derzeit nicht mehr so wirkt wie zu Anfang, ist aus der Ferne nicht zu beurteilen.

Allgemein kann man sagen, daß es Unterschiede zwischen den einzelnen TNF-alpha-Blockern gibt. So sind Infliximab (Remicade) und Adalimumab (Humira) sogenannte TNF-alpha-Antikörper, während Etanercept (Enbrel) ein sogenannter löslicher TNF-alpha-Rezeptor ist. Im Ergebnis blockieren alle genannten Medikamente das TNF-alpha. Allerdings ist der zugrunde liegende Mechanismus unterschiedlich. Dies ist der Grund, warum Remicade oder Humira bei dem einen Patienten wirken und Enbrel nicht, oder umgekehrt. Aus dem unterschiedlichen Wirkmechanismus leiten sich auch die unterschiedlichen möglichen Nebenwirkungen ab, z.B. ein unterschiedlich hohes Tuberkulose-Risiko.

Wenn es unter einer laufenden Therapie mit einem TNF-alpha-Blocker zu einem Wirkungsverlust kommt, kann dies viele Ursachen haben. Bei Remicade kommt es bei einem Teil der Patienten zur Bildung von Antikörpern gegen den in diesem Medikament enthaltenen Mausanteil. Dadurch wird die Wirkung zunehmend abgeschwächt. Man merkt dies daran, daß die Abstände zwischen den Infusionen immer kürzer werden müssen, um dieselbe Wirkung zu erzielen, oder daß die Dosis immer höher werden muß. Manchmal muß sowohl die Dosis erhöht werden als auch der Abstand zwischen den Infusionen verkürzt werden.

Bei manchen Patienten beruht der Schmerz nicht auf entzündlichen Veränderungen, sondern ist muskulär bedingt, in manchen Fällen auch fibromyalgisch. Hier kann die TNF-alpha-Blockade naturgemäß nicht wirken. Die Therapie muß dann entsprechend um andere Maßnahmen ergänzt werden, die sich auf diese anderen Problembereiche richten.

Wichtig ist, daß vor Ort genau geklärt ist, worauf die im Vordergrund stehenden Probleme beruhen, und daß man hier gezielt die entsprechende Therapie zusammenstellt.

Zum zweiten Teil der Frage:

Adalimumab (Humira) ist in den Ländern der Europäischen Union und damit auch in Österreich für die Therapie der chronischen Polyarthritis (rheumatoiden Arthritis) zugelassen. Positive Studienergebnisse liegen vor für die Behandlung der Psoriasis-Arthritis (Arthritis bei Schuppenflechte); eine Zulassung für diese Anwendung liegt aber für Humira derzeit noch nicht vor. Ebenso ist Humira nicht für die Therapie der ankylosierenden Spondylitis (M. Bechterew) zugelassen.

Zum letzten Teil der Frage:

Die übliche Dosierung von Enbrel bei der Therapie der ankylosierenden Spondylitis (M. Bechterew) ist 2 x 25 mg pro Woche. In einigen Fällen reicht diese Dosis allerdings nicht aus, vor allem bei Patienten mit einem Körpergewicht, daß sehr deutlich vom medizinischen Standardgewicht von 70 kg abweicht.

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