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Kryotherapie

von gr. -kryo = kalt: Therapie mit Kälte. Die Kryotherapie ist damit ein Sammelbegriff für alle Behandlungsverfahren, die mit der Anwendung von Kälte arbeiten. Grundsätzlich ist die Kryotherapie mit einer ganzen Reihe von Kälteträgern möglich, z.B. mit käuflichen Kältepackungen, Eisbeuteln oder Kaltschlamm, aber auch mit alten Hausmitteln wie kalten Umschlägen mit Alkohol, essigsaurer Tonerde oder Quarkpackungen. In Kliniken und Praxen kommen z.T. sehr aufwendige Verfahren der Kryotherapie zum Einsatz. Technisch am aufwendigsten ist die sogenannte Kältekammertherapie (Kältekammer), d.h. die Behandlung in einer speziellen Kammer mit sehr niedrigen Temperaturen (je nach Ausführung und Ausstattung der Kammer kommen Temperaturen von -60 ° C und tiefer zur Anwendung. Ein höherer apparativer Aufwand besteht auch bei der Behandlung mit Kaltluft, bei der entweder durch Einsatz von flüssigem Stickstoff oder speziellen Kühlmaschinen auch Temperaturen von -30° C und tiefer verwendet werden.

In vielen Fällen erzielt man mit dem Einsatz von Kälteträgern eine sehr gute Wirkung. Sie sind deshalb nicht nur eine medizinisch sinnvolle, sondern auch ökonomisch zweckmäßige Form der Kältetherapie. Außerdem haben die Kälteträger den Vorteil, daß sie überall zum Einsatz kommen können mit der Einschränkung, daß die Therapie mit Eisbeuteln einen Kühlschrank mit Gefrierfach erfordert (bei Sportunfällen beim Wintersport: Schnee verwenden!). Die verschiedenen Kälteträger unterscheiden sich in ihrer Wirkung vor allem durch die Schnelligkeit der Kälteabgabe bzw. die Schnelligkeit des Wärmeentzuges. So kühlen käufliche Kältepackungen, die bei -18 °C im Gefrierkühlschrank eingefroren wurden, sehr aggressiv und bringen bei unsachgemäßer Anwendung sogar die Gefahr von Erfrierungen mit sich. Kalte Umschläge oder Quarkpackungen verabreichen dagegen eine eher milde Kälte. Dazwischen liegen Eisbeutel oder Kaltschlammpackungen.

Für den Einsatz in der täglichen Routine und vor allem auch zu Hause hat sich besonders der Einsatz von Eisbeuteln bewährt. Eisbeutel bieten den Vorteil einer ausreichend starken Kühlung, die aber andererseits nicht so stark ist, daß es zu Erfrierungen kommen kann. Um die Kälteträger nicht unmittelbar auf die Haut aufzubringen und auch die Kälte besser zu verteilen, sollte man ein dünnes Tuch (z.B. Geschirrtuch o.ä.) auf die Haut legen.

Ein wichtiger Tip: Gelenke müssen lange genug gekühlt werden, da eine nur wenige Minuten dauernde Kühlung nur die Hautoberfläche und die oberflächlichen Hautschichten abkühlt und durch einen Regulationsmechanismus des Körpers zu einer verstärkten Durchblutung der gesamten Region führt ("reaktive Hyperämie"). Da das entzündete Gelenk ohnehin durch die Entzündung schon zu stark durchblutet ist, verstärkt man mit einer zu kurzen Kühlung diesen Effekt. Eine zu kurze Kühlung führt damit häufig im Anschluß zu mehr Entzündung und zu mehr Schmerzen, auf keinen Fall wird der gewünschte Effekt einer Entzündungsverminderung erreicht. Bei ausreichend langer Kühlung erreicht dagegen die Kälte die Tiefe. Sogenannte Tiefensensoren werden angeregt, die die beschriebene Mehrdurchblutung der Region verhindern. Das Ergebnis ist eine Verringerung der örtlichen Entzündung und eine Schmerzlinderung.

Grobe Regel: Ein großes Gelenk wie das Kniegelenk sollte etwa 20-30 Minuten gekühlt werden, kleinere Gelenke entsprechend etwas kürzer, z.B. Ellenbogengelenk oder Handgelenk etwa 15-20 Minuten.

Ein weiterer Tip: Oft wird die Eispackung so aufgelegt, daß sie einen direkt unter der Haut liegenden Knochen kühlt (z.B. Kniescheibe). Dies kann man in der Regel nicht lange aushalten. Deshalb die Eispackung auf die Weichteile legen (dort ist auch die Entzündung) und knöcherne Strukturen gegebenenfalls durch ein Tuch etwas isolieren.

Noch ein Tip: Besonders gut kann man eine Eispackung mit Firneis durchführen, da sich die Packung durch die kleinen Eispartikel sehr gut an das Gelenk anmodellieren läßt. Ähnlich gut geht es übrigens auch mit Schnee. Firneis kann man sich zu Hause selber herstellen, indem man Eiswürfel mit einer Küchenmaschine zerhackt. Wer einen hat, kann natürlich auch einen Crash-Eis-Bereiter dafür benutzen.

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