Sie sind hier: rheuma-online » Rheuma von A-Z » M » Moorbad

Moorbad

Moor – mehr als nur ein „Schlammbad“?

Ansichtskarte von 1927

Das Heilmittel Moor ist keine Erfindung der Neuzeit, schon der berühmte Arzt und Alchemist Paracelsus (1493 – 1541) erkannte im16. Jahrhundert die heilende Wirkung des Moores. Auch Napoleons Bruder Jérôme (1784 – 1860) ließ bereits Moorbäder für seine Soldaten einrichten, nachdem er diese in Ägypten kennen gelernt hatte. So fand dieses Heilmittel schon früh den Weg nach Europa.

Seit dem 19. Jahrhundert gehören Mooranwendungen in zahlreichen Kurorten im Rahmen der Balneotherapie zum Kurprogramm. 1802 entstand in Bad Pyrmont das erste Moorbad in Deutschland.

Da das Moor nachweislich eine gute Wirkung auf bestimmte Erkrankungen erzielt, werden die Kosten als Teil einer Balneotherapie sogar von manchen Krankenkassen übernommen.

Badetorf ist ein sehr guter Wärmespeicher, der die Wärme auch lange hält und nur langsam an den Körper abgibt, deutlich langsamer als Wasser. Moorbäder führen zu einer nachhaltigen Tiefenerwärmung des Körpers und werden daher auch als Überwärmungsbäder angewendet. Kein anderes Medium erreicht diese Wirkung. Dem Körperkern wird eine siebenfache Wärmemenge gegenüber einem Wasserbad von gleicher Temperatur und Dauer zugeführt. Selbst schlecht durchblutete Körperregionen wie Gelenke und Knorpel werden intensiv durchwärmt. Die dickbreiigen, frisch zubereiteten Moorbäder sind hier deutlich wirksamer, als wässrige Moorbäder, die für den Hausgebrauch angeboten werden.

Der Säuregehalt und antibiotische Inhaltsstoffe sorgen für Keimfreiheit des Moores.

Moorbäder werden als Voll- oder Teilbäder angewendet, auch Packungen oder Moorkissen kommen zum Einsatz. Moorbäder zählen heute zu den effektivsten Kur- und Wellness- Anwendungen überhaupt Sie gelten als altbewährtes Schmerzmittel der Natur gegen Verspannungen und Schmerzen, die Muskeln und Gelenke werden wohltuend entlastet. Durch Feuchtigkeitsabgabe wird die Haut geglättet, ja sogar der Faltenbildung kann hierdurch vorgebeugt werden.

Die wirksamen Bestandteile des Moors sind erst teilweise analysiert. Unter anderem enthält der Badetorf Huminsäure die als entzündungshemmende Substanz gilt. Weitere Bestandteile sind unter anderem Magnesium, Kalzium, Eisen Kupfer, Mangan, Kieselsäure und Zellulose.

Prolaktin und Östrogen beeinflussen die hormonellen Vorgänge und  verhelfen so zum Eisprung, als Vorraussetzung für eine Schwangerschaft.

Je nach Anbaugebiet variieren die Menge der mineralischen und hormonellen Bestandteile des Badetorfs.

Die Einsatzgebiete der Mooranwendungen sind zahlreich. Moorbäder wirken generell entspannend auf Körper und Geist und sind so eine Wohltat für Körper und Seele. Sie verhelfen so auch zum Abschalten vom Alltagsstress.

Moorbäder bewirken eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur, eine Anregung der Durchblutung, eine Stärkung des Immunsystems, eine Entspannung der Muskulatur, sie tragen zur Beruhigung bei, verändern den Hormonspiegel, entzündungshemmende Säuren dringen durch die Haut ein, die Haut wird mit Feuchtigkeit versorgt, der Stoffwechsel wird gefördert, und damit eine Entgiftung des Körpers bewirkt. Diese Effekte fordern vom Körper eine Menge Kraft und Energie. Daher sollte man sich für ein Moorbad ausreichend Zeit nehmen und anschließend mindestens noch eine Stunde entspannen. Die besten Effekte werden erzielt, wenn dem Körper direkt nach dem Bad ein erholsamer Schlaf gegönnt wird.

Als Indikationen für eine Moorbehandlung gelten folgende Erkrankungen:

Rheumatische Erkrankungen wie Arthrose, Arthritis und Morbus Bechterew, Wirbelsäulenerkrankungen, Osteoporose, oder Nervenentzündungen, Muskelverletzungen, aber auch Wechseljahrsbeschwerden und gynäkologischen Erkrankungen. Auch bei unerfülltem Kinderwunsch kann das regelmäßige Baden im Heilmoor nachweislich zu einer Schwangerschaft verhelfen.

Wie jedes andere Heilmittel auch, sind Moorbäder jedoch nicht für Jedermann geeignet. Als Kontraindikationen gelten: Herzerkrankungen, Bluthochdruck, entzündliche Hauterkrankungen, Hautverletzungen und offene Wunden, Krampfadern und Thrombosen, fieberhafte Infekte, sowie Krebserkrankungen. Auch in der Schwangerschaft oder bei einer akuten Endometriose sollten keine Moorbäder angewendet werden. Da Moorbäder sehr kreislaufanregend wirken, sollten Menschen die älter als 70 Jahre sind besser Teilbäder oder Packungen erhalten.

Angeboten werden Moorbäder zumeist von Kurbetrieben. Aus hygienischen Gründen erfolgt ein Moorbad stets als Einzelbad.

Für die Anwendung zuhause werden von zahlreichen Firmen Moorsubstanzen als Badezusatz, oder auch als Moorpackungen angeboten, die im Wasserbad, in der Mikrowelle oder auch im Backofen erwärmt werden können. Allerdings sind die klassischen Anwendungen mit frischem Moor im Kurort deutlich wirksamer. Nichts desto Trotz darf der gesundheitliche Effekt des privaten Bades nicht unterschätzt werden.

Moorbäder werden mit einer Temperatur von 40 bis maximal 46 °C angewandt. Die empfohlene Badedauer liegt bei 20 Minuten, bereits nach dieser Badezeit steigt die Körpertemperatur um etwa 2 °C.  Das künstlich erzeugte Fieber wirkt sich positiv auf das Immunsystem und den Stoffwechsel aus. Moorbäder lösen ein angenehmes Kribbeln aus. Ein angenehm verspürtes Herzklopfen, als Ausdruck der erhöhten Körpertemperatur trainiert das Herz. Bei empfindlich hierauf reagierenden Menschen kann bei Bedarf eine auf die Herzgegend gelegte Eisblase das Herzklopfen verringern. Die Blutgefäße erweitern sich, das Herz kann so leichter etwa die doppelte Menge an Blut durch die Blutgefäße transportierten. Die Wärmeübertragung erfolgt schonend mit nur geringer Reizbelastung. Im Gegensatz zum Wasserbad ist die Wärmestromdichte im Moorbad gleichmäßig verteilt, egal wie gut oder schlecht die Körperregionen durchblutet sind. Dies wirkt sich ganz besonders günstig auf die Wirbelsäule aus. Die eher stiefmütterlich mit Blut versorgten Gelenke werden in totaler Entspannung besser durchblutet, so kann sich die gelenkübergreifende Muskulatur entspannen. Die Moorinhaltsstoffe verbessern den Wärmeübergang auf die Haut und haben entzündungshemmende Eigenschaften.

Im Moor haben sich reine pflanzliche Substanzen mit all ihren wichtigen Inhaltsstoffen über Jahrtausende erhalten. Hormone, Digitalis, penicillinähnliche und beruhigende Stoffe werden durch die intakte Haut aufgenommen. Auf der rosigen, gut durchbluteten, glänzenden Haut entsteht ein Säureschutzmantel, der durch alkalische Seife zerstört würde. Deswegen sollte nach dem Moorbad der Schlamm auch nur mit Quellwasser kurz abgeduscht werden. Anschließend sollte mindestens eine Stunde im Bett geruht werden, nach dem Motto: „Du sollst den Badetag halten, wie den Sonntag“.

Moorbäder sollten 3 – 4 x wöchentlich für etwa 3 Wochen angewendet werden. Danach sollte dem Körper eine Ruhepause gegönnt werden.

Eine gute Übersicht und weiter Informationen zu Kurorten und Heilbädern mit Mooranwendungen bietet diese Internetseite:

http://www.kurorte-und-heilbaeder.de/moorheilbaeder.html

So kann das Moor als natürlich vorkommendes Heilmittel als natürliche Therapieergänzung auch bei chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen eingesetzt werden. Im hochentzündlichen, akuten Krankheitsschub sollte eine Behandlung mit Badetorf jedoch nicht  in Erwägung gezogen werden. Ansonsten gilt auszuprobieren, ob dem Einzelnen eher

Wärme,-oder Kälteanwendungen zuträglich sind. So unterschiedlich wie jedes Rheuma beim einzelnen Patienten auftritt, schlagen auch die unterschiedlichen Rheumabehandlungen bei jedem Patienten anders an.

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.