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Polyarthrose

Bouchardarthrose

Die Bouchard-Arthrose ist eine nicht-entzündliche Erkrankung, die in das Krankheitsbild der Polyarthrose fällt (Arthrose). Sie geht häufig mit einer Heberdenarthrose einher, befällt aber im Gegensatz zu dieser die Fingermittelgelenke. Weitere Angaben zur Therapie unter Heberdenarthrose.

Unter einer Polyarthrose versteht man eine Sonderform der Arthrose, bei der viele Gelenke betroffen sind (poly = griech. "viel", arthr. = griech. "Gelenk" und -ose = Endung für verschleiß- und überlastungsbedingte Erkrankungen).

Die Polyarthrose ist eine genetisch prädisponierte Erkrankung, d.h. es gibt eine vererbte Anlage, die sich im Laufe des Lebens ausprägen und zu Symptomen führen kann. Genauso gut ist es aber auch möglich, daß es selbst bis ins hohe Alter hinein nicht zu einem Krankheitsausbruch kommt.

Die häufigste Manifestation einer Polyarthrose ist die Fingergelenkspolyarthrose. Man unterscheidet dabei die Heberden-Arthrose der Fingerendgelenke, die Bouchard-Arthrose der Fingermittelgelenke und die Rhizarthrose der Daumensattelgelenke.

Bei der Polyarthrose können aber auch andere Gelenke betroffen sein, in erster Linie das Großzehengrundgelenk sowie die Hüftgelenke und die Kniegelenke. Seltenere Manifestationen sind ein Befall der Sternoclavikulargelenke (Gelenke zwischen Brustbein und Schlüsselbein), der Acromioclavicular-Gelenke (Schulter-Eckgelenke) und der Schultergelenke (sehr selten). Die Fingergrundgelenke, Handgelenke, Ellenbogengelenke und die Sprunggelenke sowie die Zehengrund-, mittel- und Endgelenke (mit Ausnahme des häufig befallenen Großzehengrundgelenkes) sind bei der Polyarthrose praktisch nie betroffen. Liegt ein Befall dieser Gelenke vor, sollte differentialdiagnostisch immer an die Möglichkeit einer anderen Erkrankung gedacht werden, z.B. an eine chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis), Psoriasisarthritis (Arthritis bei Schuppenflechte), eine Kristallarthropathie wie die Chondrokalzinosearthropathie oder andere, seltenere Ursachen.

Außerhalb der "peripheren" Gelenke findet man bei der Polyarthrose auch eine Mitbeteiligung der kleinen Wirbelgelenke (Spondylarthrose).

Eine Polyarthrose äußert sich durch Schmerzen vom nicht-entzündlichen Typ und nicht-entzündliche Gelenkschwellungen, im Verlauf durch Verformungen, Bewegungseinschränkungen und Funktionsbehinderungen in den betroffenen Gelenken sowie durch typische Röntgenveränderungen.

Phasenweise kann es auch zu Schmerzen und Schwellungen vom entzündlichen Typ kommen. In diesem Fall spricht man von einer aktivierten Arthrose.

Manchmal ist es selbst für einen spezialisierten Rheumatologen schwierig, eine aktivierte Arthrose von einer beginnenden entzündlich-rheumatischen Erkrankung wie der rheumatoiden Arthritis, der Psoriasisarthritis oder anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zu unterscheiden. Andererseits ist dies aber sehr wichtig, da es sich bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in der Regel um prognostisch wesentlich ungünstigere Krankheitsbilder handelt, sich die Behandlungen stark voneinander unterscheiden und es gerade bei der rheumatoiden Arthritis und vergleichbaren entzündlichen Erkrankungen darauf ankommt, unverzüglich mit einer wirksamen "Basistherapie" (langwirksamen antirheumatischen Therapie, remissionsinduzierenden Therapie) zu beginnen. Man weiß , daß es dabei auf wenige Wochen ankommt, in denen sich das weitere Schicksal der Patienten entscheidet.

Gar nicht selten kann sich auf eine vorbestehende Arthrose, speziell auf eine vorbestehende Fingergelenkspolyarthose, eine chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis) aufpfropfen. Man spricht in einem solchen Fall von einer Pfropfarthritis. Die Pfropfarthritis ist eine "echte" rheumatoide Arthritis und muß wie eine solche behandelt werden. Sie darf nicht mit der oben genannten aktivierten Arthrose verwechselt werden, von der sie allerdings gerade bei Beginn manchmal nur sehr schwer zu unterscheiden ist.

Schmerzen vom nicht-entzündlichen Typ

Schmerzen vom nicht-entzündlichen Typ sind dadurch gekennzeichnet, dass sie unter Belastung zunehmen und sich in Ruhe bessern. Umgekehrt treten Schmerzen vom entzündlichen Typ in Ruhe auf, nehmen in Ruhe oder sogar in der Nacht zu und bessern sich bei Bewegung. Typisch für die Arthrose ist ein kurzer Anlaufschmerz oder Startschmerz bei Beginn einer Bewegung, z.B. beim Aufstehen und den ersten Schritten, der sich dann zunächst gibt und mit weiterer Belastung wieder zunimmt. Oft entwickeln sich mit zunehmender Belastung auch ein Müdigkeitsgefühl und eine Kraftlosigkeit in den betroffenen Gelenken und der angrenzenden Muskulatur.

Steifigkeit und Morgensteifigkeit

Die Arthrose äußert sich weiterhin durch eine Steifigkeit in den Gelenken und den angrenzenden Weichteilen, vor allem auch der Muskulatur. Diese Steifigkeit wird besonders stark in der Kälte oder auch bei feuchtem, kalten Wetter empfunden. Die Steifigkeit nimmt bei längeren Ruhephasen und über Nacht zu. Typisch ist auch eine kurze Morgensteifigkeit. Die Morgensteifigkeit ist bei einer Arthrose in der Regel nicht sehr intensiv ausgeprägt und hält auch nur kurz an. Wenn eine intensive Morgensteifigkeit besteht, bei der man die betroffenen Gelenke nur mit größter Mühe oder im Extremfall zunächst überhaupt nicht mehr bewegen kann, sollte immer an eine entzündlich-rheumatische Erkrankung wie an eine rheumatoide Arthritis gedacht werden. Ebenfalls nicht typisch für eine Arthrose ist eine langanhaltende Morgensteifigkeit. Wenn die Morgensteifigkeit länger als eine Viertelstunde anhält, sollte ebenfalls immer auch an die Möglichkeit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung gedacht werden. Eine Morgensteifigkeit von mehr als einer Stunde Dauer ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf eine Arthrose zurückzuführen und ein untrügliches Anzeichen für eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Wenn ein solches Symptom besteht, sollte unverzüglich ein internistischer Rheumatologe aufgesucht werden, damit schnellstens eine entsprechende diagnostische Abklärung erfolgt und ohne Verzögerung sofort mit der notwendigen Therapie begonnen wird.

Schwellungen

Bei der Arthrose kann es auch zu nicht-entzündlichen Schwellungen und einem Gelenkerguß kommen. Im Gegensatz zu entzündlich-bedingten Gelenkschwellungen wird bei der Arthrose aber eine Behandlung mit Wärme als angenehm empfunden und bessert die Symptome, während es bei entzündlich-bedingten Gelenkschwellungen unter intensiven Wärmeanwendungen in der Regel zu einer Schmerzverstärkung und einer Verschlimmerung der Symptome kommt. Allerdings kann man teilweise auch bei der Arthrose mit einer Kältebehandlung gute Erfolge erzielen. In der Regel liegt in solchen Fällen dann eine aktivierte Arthrose (s.o.) vor. Umgekehrt kann es auch in der Folge von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zu "sekundären" Arthrosen in den befallenen Gelenken kommen, in denen dann manchmal nicht mehr der eigentliche Entzündungsprozeß, sondern die Symptome von Seiten der Arthrose im Vordergrund stehen. In solchen Fällen kann dann auch bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eine Behandlung mit milder Wärme als sehr angenehm empfunden werden.

Verformungen der Gelenke

Die Gelenkverformungen bei der Arthrose sind zum einen durch eine fortschreitende Abnahme des Gelenkknorpels mit einer Verschmälerung des Gelenkspalts und durch zunehmende knöcherne Randanbauten an den Gelenkrändern gekennzeichnet. Im weiteren Verlauf kann es auch zu Achsabweichungen in den Gelenken und Gelenkfehlstellungen kommen. Mit weiterem Fortschreiten der Arthrose entwickeln sich bei schweren Verlaufsformen auch Kontrakturen, d.h. zunehmende Einsteifungen der Gelenke bis hin zu fast vollständigen Gelenkversteifungen.

Röntgenveränderungen bei der Arthrose

Im Röntgenbild sieht man in der Regel zuerst den Verlust an Gelenkknorpel und eine Verschmälerung des Gelenkspaltes, begleitet oder gefolgt von den bereits genannten knöchernen Randanbauten an den Gelenkrändern. Unterhalb des Gelenkknorpels kommt es bereits sehr früh im Krankheitsverlauf zu einer Verdichtung der gelenknahen Knochensubstanz ("subchondrale Sklerosierung" = unter dem Gelenkknorpel liegende Knochenverdichtung), die über eine zunehmende mechanische Belastung dieser Region in der Folge der abnehmenden Pufferwirkung des Gelenkknorpels erklärt wird. Diese subchondrale Zunahme der Knochendichte führt im Sinne eines beginnenden Teufelskreises zu einer abnehmenden Elastizität in diesem Bereich mit der Folge einer erhöhten Belastung des ohnehin schon überlasteten Gelenkknorpels. Dadurch wird der arthrotische Prozess weiter vorangetrieben. In fortgeschrittenen Phasen kommt es zu einem kompletten Aufbrauchen des Gelenkknorpels und einem direkten Knochen-Knochen-Kontakt im Bereich der gegenüberliegenden Gelenkflächen. Durch kleine Einbrüche in der oberflächlichen Knochenschicht können sich sogenannte Geröllzysten oder Geoden entwickeln, die im Röntgenbild als gelenknahe zystische Aufhellungen sichtbar werden. Bei weiterem Fortschreiten und bei schwersten Formen der Arthrose kommt es zu einer vollständigen Einsteifung des Gelenks und im weiteren Verlauf zu einer völligen knöchernen Durchbauung des Gelenkspaltes. Diese Stadien der Arthrose sieht man heute allerdings praktisch kaum noch.

Siehe auch

Fragen und Antworten: Artritis;

Fragen und Antworten: Michael Löffler: Arthrose an den Händen/Fingern

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