Nebenwirkungsprofil von Immunosporin

Wenn man die Gebrauchsinformation (den Beipackzettel) eines modernen Medikaments liest, hat man manchmal den Eindruck, es sei nicht dazu entwickelt worden, um schwere Erkrankungen zu behandeln, sondern um Menschen umzubringen oder zumindest schwer zu schädigen. Zumindest empfindet man nach der Lektüre des umfangreichen Katalogs der möglichen Nebenwirkungen das dringende Bedürfnis, die Arznei wieder in die Apotheke zurückzubringen (was leider nach dem Arzneimittelgesetz nicht möglich ist) oder sie alternativ direkt über die städtische Müllabfuhr zu entsorgen.

Dies hängt damit zusammen, daß die gesetzlichen Bestimmungen den pharmazeutischen Hersteller dazu zwingen, im Beipackzettel alle Nebenwirkungen („unerwünschte Wirkungen“) aufzulisten, die in den klinischen Studien und in der nachfolgenden Anwendung irgendwo und irgendwann einmal bei einem Patienten beobachtet wurden. Dabei wird in den klinischen Studien noch nicht einmal unterschieden, ob vom Prüfarzt die beobachtete unerwünschte Wirkung in einem Zusammenhang mit dem Medikament gesehen wurde oder nicht.

Im Fall von Immunosporin kommt noch dazu, daß es bekanntlich nicht nur bei der Therapie von entzündlich-rheumatischen und immunologischen Erkrankungen eingesetzt wird, sondern auch in der Transplantationsmedizin zur Anwendung kommt. Hier sind die Dosierungen oftmals viel höher als bei der Therapie beispielsweise einer rheumatoiden Arthritis. Damit wächst natürlich auch das Risiko möglicher Nebenwirkungen. Auch diese, in der Transplantationsmedizin beobachteten Nebenwirkungen sind aber im Beipackzettel von Immunosporin gesetzlich vorgeschrieben.

Im täglichen Leben, d.h. bei der normalen Anwendung in der Rheumatologie und klinischen Immunologie, ist Immunosporin in der Regel gut verträglich und geht üblicherweise nicht mit schweren Nebenwirkungen einher.

Einige wenige Patienten berichten zu Beginn einer Therapie mit Immunosporin über in der Regel harmlose Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder auch Übelkeit und Magenschmerzen. Normalerweise verschwinden diese Symptome im weiteren Verlauf der Behandlung.

Typische Ciclosporin-bedingte Effekte sind eine Zunahme der Körperbehaarung. In der Regel ist diese nicht sehr stark ausgeprägt. Einige Patientinnen leiden aber unter dem kosmetischen Problem, daß sich unter einer Therapie mit Immunosporin ein Damenbart entwickeln kann. Eine ebenfalls harmlose, aber kosmetisch beeinträchtigende typische Nebenwirkung ist eine Verdickung des Zahnfleisches bis hin zu stärkeren Zahnfleisch-Wucherungen („Gingiva-Hyperplasie“). Durch eine intensive Mundhygiene kann diese Nebenwirkung meist kontrolliert werden. Empfehlenswert ist die Verwendung einer Munddusche, weil sich dadurch diese Nebenwirkung ebenfalls verhindern oder begrenzen läßt.

Zu den häufigeren möglichen Nebenwirkungen zählen Mißempfindungen wie ein Kribbelgefühl oder Ameisenlaufen in Händen oder Füßen („Paraesthesien“) oder auch ein leichtes Zittern der Hände („Tremor“). Diese Symptome führen normalerweise nicht zu einem Therapieabbruch. Unangenehm sind auch Muskelkrämpfe. Sie sprechen oft gut auf eine Magnesiumgabe an. Magnesium hilft oft auch bei der Therapie von Paraesthesien.

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