Was sind die häufigsten Nebenwirkungen von Methotrexat?

Von den meisten Patienten wird Methotrexat gut vertragen. Schwere Nebenwirkungen sind relativ selten. Die häufigsten Verträglichkeitsprobleme sind ein leichtes, z.T. auch stärkeres Übelkeitsgefühl sowie Symptome im Bereich des Magen- und Darmtraktes. Bei vielen Patienten, die Methotrexat in Tablettenform einnehmen und darunter diese Symptome verspüren, vertragen Methotrexat besser oder ohne Probleme, wenn es als Spritze gegeben wird. Eine ungefährliche, aber schmerzhafte mögliche Nebenwirkung von Methotrexat sind Mundschleimhautentzündungen. Sie sind häufig auf einen Folsäuremangel zurückzuführen (Folsäure ist ein Vitamin). In vielen Fällen hilft eine kurze Methotrexat-Pause und die Gabe von Folinsäure (z.B. Lederfolat). Dieselbe Maßnahme sollte durchgeführt werden, wenn es unter Methotrexat zu Durchfällen kommt. (selten!).

Selten kommt es unter Methotrexat zu einem Anstieg der Leberwerte. Sie müssen deshalb regelmäßig kontrolliert werden. Bei geringgradigen Erhöhungen kann Methotrexat unter engmaschigen Kontrollen unbedenklich weitergegeben werden, bei stärkerem Anstieg der Werte muß eine Dosisverringerung erfolgen, u.U. sogar ein Absetzen des Präparates. Wichtig ist die Frage, ob die erhöhten Leberwerte überhaupt auf Methotrexat zurückzuführen sind oder auf andere Medikamente. So sieht man häufig, daß es unter Diclofenac (z.B. Voltaren) zu einer Erhöhung der Leberwerte kommt.

Ebenfalls selten, aber gefährlich sind Blutbildveränderungen unter Methotrexat. Dabei kommt es in erster Linie zu einem Abfall der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und der Blutplättchen (Thrombozyten), sehr selten zu einem Abfall der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und einem Absinken des Hb-Wertes (Hb=Hämoglobin; das ist der in den roten Blutkörperchen enthaltene rote Blutfarbstoff). Ein Hb-Abfall hat bei Patienten mit einer chronischen Polyarthritis oder anderen entzündlich-rheumatischen sowie immunologischen Erkrankungen meist eine andere Ursache. Regelmäßige Kontrollen des Blutbildes und des Differentialblutbildes einschließlich Bestimmung der Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten) sind deshalb unter einer Behandlung mit Methotrexat unbedingt notwendig und eine wichtige Maßnahme zur Therapiesicherheit.

Extrem selten, aber sehr gefährlich sind Lungenentzündungen, die durch Methotrexat ausgelöst werden (sogenannte Mtx-Pneumonitiden). Frühzeichen einer solchen Komplikation ist ein trockener Reizhusten, u.U. verstärkt jeweils nach Gabe bzw. Einnahme von Methotrexat. Bei Verdacht auf eine Lungennebenwirkung des Methotrexats muß man unbedingt mit dem Arzt darüber sprechen; außerdem sollte ein Röntgenbild der Lunge gemacht werden, da man in den meisten Fällen bei einer beginnenden Mtx-Pneumonitis, manchmal selbst bei einer ausgeprägten Mtx-Pneumonitis bei dem Abhören der Lunge mit dem Stethoskop nichts Krankhaftes hört, auch wenn im Röntgenbild schon beträchtliche Veränderungen zu sehen sind.

Wenn Methotrexat beim Auftreten einer gefährlichen Komplikation rechtzeitig abgesetzt wird, lassen sich bedrohliche Verläufe und vor allem auch bleibende Schäden fast immer vermeiden. Auch wenn es bereits zu Lungenveränderungen im Röntgenbild gekommen ist, bilden sich diese unter einer sofort eingeleiteten Therapie mit Cortison in der Regel zurück. Cortison muß in diesen Fällen aber unbedingt gegeben werden. Wenn der Verdacht auf eine Methotrexat-bedingte Lungenentzündung besteht, sollte sofort der behandelnde Rheumatologe aufgesucht werden. Bei gesicherter Diagnose ist in Abhängigkeit vom Untersuchungsbefund und Röntgenbefund eine stationären Behandlung in einer spezialierten Klinik nötig. Diese sollte in Abhängigkeit von den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten und Voraussetzungen nach Möglichkeit entweder in einem Rheumafachkrankenhaus oder in einer Lungenfachabteilung (Pulmologie) erfolgen, da der Verlauf der Methotrexat-bedingten Lungenentzündung u.a. auch entscheidend davon abhängt, ob die behandelnde Einrichtung diese Komplikation kennt und ausreichende Behandlungserfahrung damit hat.

Nicht jede Veränderung an der Lunge oder nicht jede Erkrankung der Lunge, die während einer Behandlung mit Methotrexat auftritt, ist eine Folge des Methotrexats selber. Viel häufiger ist eine Lungenentzündung als Folge einer Infektion, meistens mit Viren. Eine ganze Reihe von virus-bedingten Lungenentzündungen sehen im Röntgenbild ganz ähnlich aus wie eine Methotrexat-bedingte Lungenentzündung. Einige Experten sind der Ansicht, daß in der Mehrzahl der Fälle, bei denen eine Methotrexat-bedingte Lungenentzündung diagnostiziert wurde, wahrscheinlich eine virusbedingte Lungenentzündung vorlag. Die Abgrenzung ist mit entsprechenden Methoden meist möglich, erfordert aber eine gute Zusammenarbeit zwischem dem Rheumatologen und Pulmologen (Lungenspezialisten).

Nebenwirkungen an der Niere sind unter Methotrexat extrem selten. Allerdings muß auch die Nierenfunktion regelmäßig überprüft werden, da Methotrexat über die Niere aus dem Körper ausgeschieden wird. Bei Nierenfunktionseinschränkungen kann es deshalb vermehrt zu Nebenwirkungen kommen, wenn die Methotrexat-Dosis nicht entsprechend angepaßt wird.

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