Wie läuft eine Einfahrt in den Heilstollen praktisch ab, was passiert dort?

Bei der Ausfahrt wird genau wie bei der Einfahrt erneut auf der Bademantelstation angehalten. Nach insgesamt etwa 1,5 Stunden befindet man sich wieder im Stollenkurhaus, wo man zunächst noch für etwa 30 Minuten in den Ruheräumen auf den dazu vorbereiteten Liegen nachruhen sollte. Je nach Therapieplan schließen sich dann unter Umständen noch Zusatzbehandlungen an.

Während des Aufenthaltes im Stollen fragt das medizinische Personal nach dem Befinden und kontrolliert den Puls. Bildnachweis: Gasteiner Heilstollen.

Die Therapiedauer auf der Station beträgt insgesamt ca. 50 Minuten. Kurz bevor der Zug für die Rückfahrt auf dem Bahnsteig eintrifft, wird von den Betreuern vor Ort ein entsprechendes Signal gegeben, damit man sich in Ruhe wieder anziehen und auf die Rückfahrt vorbereiten kann.

Im Therapiebereich des Stollens. Bildnachweis: Gasteiner Heilstollen.

In der Regel wird bei der ersten Einfahrt mit einer Therapie auf der ersten Station begonnen. Je nach Krankheitsbild (Diagnose), Krankheitsaktivität, Alter, Begleiterkrankungen etc. wird dann die Therapieintensität entweder durch nachfolgende Einfahrten auf tiefer im Berg gelegene Stationen gesteigert oder aber die Therapie über den gesamten Zeitraum auf Station 1 fortgesetzt.

Wenn die Grunderkrankung oder Begleiterkrankungen besonders schonende Einfahrten  erforderlich machen, erfolgt der Transport in den Stollen nicht wie üblich in Loren mit Sitzabteilen, sondern in speziellen Liegewagen. Für diese Patienten stehen im Stollen dann zwei mögliche Stationen  (Station Ia  und III) zur Verfügung.

Erster Halt sind die Stationen 3 und 4. Die für diese Station zugewiesenen Patienten steigen aus und suchen sich im Stollenbereich, der quer vom Bahnsteig in den Berg hineinführt, eine Therapieliege. Dort verbleiben sie dann lassen im Liegen das Heilklima des Stollens auf den Körper einwirken.

 

Der Gasteiner Heilstollen und die unterschiedlichen Therapie-Stationen. Mit der Entfernung vom Stollenportal nehmen die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und der Radongehalt in der Stollenluft zu. In der Tiefe des Berges ist damit die therapeutische Wirkung der Heilstollenbehandlung höher, zugleich aber auch die Belastung für Herz und Kreislauf. Deshalb erfolgt eine langsame Steigerung in der Dosis. Bildnachweis: Gasteiner Heilstollen.

Die entsprechenden Daten für die einzelnen Stationen sehen wie folgt aus:

Station I: Entfernung vom Stollenportal 1.888m, Temperatur +37-37,5°C, Luftfeuchtigkeit 70%,

Station Ia: Temperatur +39°C, Luftfeuchtigkeit 75-80%.

Station II: Entfernung vom Stollenportal 2.088m, Temperatur +40,5°C, Luftfeuchtigkeit 85%.

Station III: Entfernung vom Stollenportal 2.138m, Temperatur +41°C, Luftfeuchtigkeit 95%

Station IV: Entfernung vom Stollenportal 2.238m, Temperatur +41,5°C, Luftfeuchtigkeit 100%.

Der Radongehalt beträgt auf allen Stationen 44 kBq/m2. Je höher die Temperatur und die Luftfeuchte, desto eher kann eine Erhöhung der Körperkerntemperatur (milde Hyperthermie) erreicht werden und umso effektiver wird das Radon aufgenommen und im Körper verteilt.

Kurzer Stop des Zuges auf der „Bademantelstation“. Bildnachweis: Gasteiner Heilstollen.
Dr. Langer vor der Einfahrt in den Heilstollen. Neben ihm eine Patientin, die in diesem Jahr das 30. Jahr eine Heilstollenkur absolviert. Links im Bild die heilige St. Barbara, Schutzpatronin der Bergleute. r-o-Foto: Gaby Langer.

Wenn alle Patienten ihre Plätze eingenommen haben, beginnt die Einfahrt. Nach kurzer Zeit nimmt dann die Temperatur im Stollen zu, zugleich steigt die Luftfeuchtigkeit an. Deshalb gibt es einen kurzen Stop an der sogenannten Bademantelstation, wo man aussteigen und den Bademantel ausziehen kann, damit es bei der Weiterfahrt nicht zu warm wird. Im Anschluß hält der Zug dann bei den einzelnen Therapiestationen. Insgesamt die Fahrt bis zu den Therapiestationen etwa 10 Minuten.

Der Stollenzug im Bahnhof des Pasel-Stollens. Bildnachweis: Gasteiner Heilstollen.

Vom Arzt wird dann auch festgelegt, wie die Dosierung der einzelnen Heilstollen-Behandlungen aussehen wird. Dies geschieht durch die Zuordnung auf die einzelnen Stationen, die sich bei jeweils gleichem Radongehalt durch eine unterschiedliche Temperatur und eine unterschiedliche Luftfeuchtigkeit in der Stollenluft auszeichnen.

Die Aufteilung auf diese Stationen erfolgt in einer Vorbesprechung, für die sich alle Patienten vor der Einfahrt in den Stollen in der ersten Etage im Gruppenraum (Wartesaal, neben der Garderobe links) zusammenfinden. Hier erklärt der Arzt noch einmal ausführlich den Ablauf der Stolleneinfahrt und gibt Hinweise, auf was bei der nachfolgenden Behandlung zu beachten ist. Jeder Patient wird anschließend namentlich aufgerufen und erhält die Bezeichnung der für ihn bei dieser Einfahrt festgelegten Behandlungsstation. Zu diesem Zeitpunkt tragen die Patienten in der Regel bereits ihre Badebekleidung, Badeschuhe und Bademäntel. Danach geht es ins Erdgeschoß in den „Bahnhof“, in dem der Zug auf die Passagiere wartet.

 

Vor der Einfahrt in den Heilstollen erfolgt eine ärztliche Untersuchung. Bildnachweis: Gasteiner Heilstollen.

Insgesamt dauert eine Einfahrt in den Heilstollen einschließlich Vorbereitung und Nachruhe etwa 3 – 3,5 Stunden. Benötigt werden Badebekleidung, Bademantel sowie Badeschuhe. Empfehlenswert ist auch ein Handtuch bzw. ein Badetuch. Diese Utensilien können entweder von zu Hause mitgebracht oder auch im  Heilstollen-Kurhaus ausgeliehen werden.

Die ersten Einfahrten beginnen immer um 8:00 Uhr. Für jede Einfahrt eine Platzreservierung notwendig. Dazu erfolgt eine entsprechende Anmeldung zwei Stunden vor der allerersten Einfahrt im Stollenkurhaus (bei Einfahrten, die um 08:00 Uhr erfolgen, eine Stunde vor der Einfahrt, d.h. um 07:00 Uhr).

Die Anmeldung/Rezeption liegt unmittelbar im Eingangsbereich des Stollenkurhauses gleich links neben der Eingangstür („Kasse/Anmeldung“). Dort wird zunächst eine Eintrittskarte gelöst (bzw. es werden mehrere Einfahrten gebucht), anschließend geht es weiter zur Aufnahme (erster Gang links im Eingangsbereich, unmittelbar hinter der Anmeldung), in der man einen medizinischen Fragebogen erhält (http://gasteiner-heilstollen.info/pdf/fragebogen.pdf). Der Fragebogen dient dazu, mögliche Risiken abzuchecken, die bei der Heilstollen-Therapie beachtet werden müssen. Der Fragebogen ist Grundlage für die später folgende Untersuchung und das Gespräch mit dem Kurarzt. Wenn man sich bei der Beantwortung einer Frage nicht sicher ist, sollte man die entsprechende Antwort zunächst auslassen und später mit dem Arzt darüber sprechen. Empfehlenswert ist es, sich auf die Arztuntersuchung bereits zu Hause vorzubereiten und eine Auflistung der Medikamente mitzubringen, sofern eine solche Therapie durchgeführt wird. Zweckmäßig ist auch eine Liste mit wichtigen Erkrankungen, z.B. Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen etc..

Zunächst geht es dann aber nach Ausfüllen des Fragebogens erst einmal in den ersten Stock des Stollenkurhauses. Gleich nach dem Treppenaufgang läuft man auf die Garderobe zu, wo man sich ggf. Badeutensilien ausleihen kann und wo man den Schlüssel für eine Umkleidekabine erhält.

Nach dem Umkleiden erfolgt die ärztliche Untersuchung (Erdgeschoß, hinter der Aufnahme, in der der medizinische Fragebogen ausgefüllt wurde). Als Ergebnis dieser Untersuchung wird dann festgelegt, wie die genaue Therapieplan aussieht (z.B. wie viele Einfahrten in den Stollen insgesamt vorgenommen werden sollten, welche Abstände zwischen den einzelnen Einfahrten liegen sollten, z.B. jeweils ein Tag oder auch zwei Tage, welche begleitenden Behandlungen / Anwendungen empfehlenswert sind).

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