Art der Krankheitsmodifikation

Die langwirksamen Antirheumatika greifen in den Krankheitsprozess ein. Sie wirken damit im Gegensatz zu den cortisonfreien Entzündungshemmern nicht nur gegen die Symptome, z.B. den Schmerz oder die anderen Entzündungszeichen, sondern bewirken eine sogenannte Krankheitsmodifikation. Im günstigsten Falle führt die langwirksame antirheumatische Therapie zu einer Remission, d.h. einer anhaltenden Rückbildung der Symptome und der Krankheitszeichen. Im angloamerikanischen Sprachraum heißen die langwirksamen Antirheumatika deshalb auch DMARD's (disease modifying antirheumatic drugs = krankheitsmodizifizierende, krankheitsbeeinflussende antirheumatische Medikamente) oder RID's (remission inducing drugs = Medikamente, die eine Remission induzieren = einleiten / bewirken).

Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand sind nur langwirksame Antirheumatika in der Lage, so in den Krankheitsprozess einer chronischen Polyarthritis einzugreifen, dass dauerhafte Schäden, z.B. am Gelenkknorpel oder dem Knochen, vermieden werden. Diese durch die chronische Polyarthritis hervorgerufenen Schäden äußern sich im Röntgenbild z.B. in der Entstehung von sogenannten Usuren, das sind knöcherne Defekte vor allem an den Gelenkrändern. Für einige der langwirksamen Antirheumatika (z.B. intramuskulär verabreichtes Gold (z.B. Tauredon), Methotrexat (z.B. Lantarel), Ciclosporin ( Sandimmun, Sandimmun optoral) und Leflunomid (Arava) ist in letzter Zeit durch wissenschaftliche Untersuchungen (sogenannte klinische Studien) belegt worden, dass sie im günstigsten Falle das Entstehen von Usuren verhindern, im nicht ganz optimalen Falle zumindest das Entstehen von Usuren verlangsamen können. Die biologischen Medikamente sind z.T. in der Lage, den Krankheitsprozess komplett zu stoppen und die Röntgenprogression vollständig aufzuhalten. Eine solche deutliche Hemmung der Röntgenprogression ist über längere Zeiträume (beispielsweise 24 Monate für Infliximab) für die TNF-alpha-Blocker Infliximab (Remicade) und Etanercept (Enbrel) belegt, für die neue Substanz Anakinra (Kineret) liegen dazu bislang Daten nur über kürzere Zeiträume ( 6 bzw. 12 Monate) vor.

Dieser günstige Verlauf einer chronischen Polyarthritis unter einer langwirksamen antirheumatischen Therapie ist allerdings leider nicht bei allen Patienten zu erzielen. Deshalb werden derzeit große Anstrengungen unternommen, die langwirksame antirheumatische Therapie weiter zu verbessern. Dies geschieht zum einen durch die Entwicklung und klinische Erprobung neuer Substanzen, zum anderen durch die Kombination der bekannten, herkömmlichen langwirksamen Antirheumatika (sogenannte langwirksame antirheumatische Kombinationstherapie).

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