Langwirksame Antirheumatika (LWAR, "Basistherapeutika", remissionsinduzierende Substanzen)

Langwirksame Antirheumatika ist der heute verwendete Begriff für die früher so genannten Basismedikamente. Im angloamerikanischen Sprachraum wird dafür auch der Begriff der krankheitsmodifizierenden Substanzen verwendet (DMARD´s = disease modifying antirheumatic drugs). Wir selber verwenden dafür zunehmend auch den Begriff der remissionsinduzierenden Substanzen (RID´s = remission inducing drugs), da diese Substanzen in der Absicht gegeben werden, eine Remission der Erkrankung, d.h. einen Heilungsprozess einzuleiten.

Langwirksame Antirheumatika unterscheiden sich von allen bisher genannten Medikamentengruppen dadurch, dass nur sie in der Lage sind, die Schäden der chronischen Entzündung beispielsweise an Gelenkknorpel oder Knochen aufzuhalten oder zumindestens zu verringern. Einige langwirksame Antirheumatika sind im günstigsten Falle außerdem sogar in der Lage, im Falle von bereits eingetretenen Gelenkschäden eine Reparatur einzuleiten und die Rückbildung von bereits eingetretenen Veränderungen zu unterstützen.

Langwirksame Antirheumatika wirken oft nicht sofort, sondern sind häufig langsam wirkende Antirheumatika. Sie sind damit keine kurzfristig einzusetzenden Medikamente, sondern langfristig wirkende Antirheumatika.

Wie alle vorgenannten Medikamentengruppen haben sie langfristig eine positive Auswirkung auf die entzündlich bedingten Schmerzen, außerdem führen sie wie die nicht-steroidalen Antirheumatika zu einer Rückbildung der lokalen Entzündungszeichen, dies allerdings erst mittel- und langfristig. Mit Cortison gemeinsam haben sie (bei allerdings auch hier erst langsam eintretender Wirkung) einen positiven Effekt auf die systemische Entzündung und führen zu einer Normalisierung der im Blut messbaren Entzündungswerte. Da langwirksame Antirheumatika aber einen ganz anderen Wirkmechanismus als Cortison haben, geht dieser positive Effekt nicht mit den cortisontypischen Nebenwirkungen einher.

Die wichtigsten langwirksamen Antirheumatika mit Beispielen für Handelsnamen sind (in alphabetischer Reihenfolge, häufig verwendete Abkürzungen in Klammern):

  • Azathioprin (AZA): z.B. Imurek, Azathioprin medac
  • Chloroquin (CQ): z.B. Resochin
  • Ciclosporin = Ciclosporin A (CsA): Sandimmun, Sandimmun optoral
  • Cyclophosphamid (Ctx, CYC). z.B. Endoxan
  • Gold in Spritzenform, .parenterales Gold. (AUp): z.B. Tauredon (Natriumaurothiomalat)
  • Gold in Tablettenform, .orales Gold. (AUo): z.B. Ridaura (Auranofin)
  • Hydroxychloroquin (HCQ) : z.B. Quensyl
  • Leflunomid (LEF): Arava
  • Methotrexat (Mtx): z.B. Lantarel
  • Sulfasalazin, Salazosulfapyridin (SASP): z.B. Azulfidine RA, Pleon RA, sulfasalazin medac

Die derzeit am häufigsten in der Rheumatologie eingesetzten langwirksamen Antirheumatika sind Sulfasalazin (z.B. Azulfidine RA, Pleon RA, sulfasalazin medac), Methotrexat (z.B. Lantarel) und Leflunomid (Arava). Das früher als "Goldstandard" angesehene intramuskulär verabreichte Gold (Natriumaurothiomalat, z.B. Tauredon) hat in letzter Zeit zunehmend an Bedeutung verloren, allerdings nicht wegen seiner auch im Vergleich mit den neuen Substanzen immer noch hervorragenden Wirksamkeit, sondern vor allem einer erhöhten Nebenwirkungsrate.

Eine Sondergruppe innerhalb der langwirksamen Antirheumatika ist die neue Substanzklasse der biologischen Medikamente. Sie umfasst derzeit die Gruppe der TNF-alpha-Blocker und die Interleukin-1-Blocker (IL-1-Blocker). Beide Medikamentengruppen greifen, wenn auch auf unterschiedliche Weise, in Schlüsselprozesse bei der rheumatischen Entzündung ein, indem sie körpereigene Botenstoffe (sogenannte Zytokine) hemmen und dadurch die Entzündung herunterregulieren.

Die derzeit in Deutschland zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassenen biologischen Medikamente sind die TNF-Blocker Etanercept (Enbrel) und Infliximab (Remicade) sowie der IL-1-Blocker Anakinra (Kineret).

 

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