Sie sind hier: rheuma-online » Rheumatherapie » Therapie » Wirkungsdauer

Wirkungsdauer

Die langwirksamen Antirheumatika haben eine langanhaltende Wirkung. Dies bedeutet, dass die Wirkung der Therapie auch anhält, wenn die Medikamente abgesetzt werden. Die langwirksamen Antirheumatika unterscheiden sich auch in dieser Hinsicht von den cortisonfreien Entzündungshemmern, bei denen ja das Medikament nur solange wirkt, solange es sich im Körper befindet, und bei denen die Symptome und Beschwerden sofort wiederkommen, sobald das Medikament aus dem Körper ausgeschieden ist.

 

Diese "Trägheit" der langwirksamen antirheumatischen Therapie (sowohl im Hinblick auf ihren "zähen" Wirkungseintritt als auch im Hinblick auf ihre langanhaltende Wirkung) macht ihr Handling schwierig und erfordert eine große Erfahrung. Diese Erfahrung wird zum einen benötigt, um ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen, zum anderen aber auch deshalb, um ihre Risiken so weit wie möglich zu begrenzen und nicht zuletzt auch deshalb, um die erwünschte Wirkung letztendlich auch wirklich zu erzielen.

Ich erkläre die Wirkung und auch die Problematik der langwirksamen antirheumatischen Therapie gerne mit einem anderen Bild aus der Schifffahrt. Ich möchte dabei die Wirkung, die sich in einer langwirksamen antirheumatischen Therapie entfaltet, mit der Situation bei einem sehr großen Öltanker vergleichen (dieses Bild gilt übrigens besonders für die Therapie mit Goldspritzen). Es braucht sehr lange, bis ein solcher Tanker volle Fahrt aufgenommen hat. Wenn er dann aber einmal in Schwung ist, beinhaltet er soviel Bewegungsenergie in sich, dass er selbst unter dem Befehl: Volle Kraft rückwärts! erst nach etwa 30 Seemeilen (etwas mehr als 55 km) zu Stehen kommt. Ähnliches gilt für den Kurswechsel, der, nachdem die entsprechende Ruderveränderung vorgenommen wurde, auch erst nach vielen Meilen vollzogen wird. Es ist deshalb bei einer langwirksamen antirheumatischen Therapie wichtig, möglichst weit vorauszudenken und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln die vor sich liegende Fahrt möglichst genau abzuschätzen. Dies erfordert viel Erfahrung, dazu manchmal auch etwas Intuition (Intuition, "Bauchgefühl", "Entscheidung aus dem Bauch heraus" ist allerdings in der Medizin oft nichts anderes als die große Summe aller Erfahrungen, die nur augenblicklich nicht unmittelbar gedanklich abrufbar ist, die aber als unermesslicher, in der Tiefe des Gehirns liegender Erfahrungsschatz die Entscheidungen doch mit beeinflusst).

Die hohe "kinetische Energie" der langwirksamen antirheumatischen Therapie beinhaltet die Gefahr in sich, dass die Therapie zu früh abgesetzt wird. Der große Tanker fährt noch sehr lange weiter, auch wenn die Maschinen bereits abgestellt sind. Wenn ich also die Fahrt zu früh herausnehme, kann es mir passieren, dass mein Schiff zum Stehen kommt, bevor ich das Ziel meiner Reise erreicht habe. Es dauert dann zum einen wieder sehr lange, bis ich wieder Fahrt aufgenommen habe, dies kann bei der langwirksamen antirheumatischen Therapie genau die Zeit sein, die mir dann später sehr fehlt. Im Fall der antirheumatischen Therapie kommt ein spezielles Problem hinzu, dass es bei dem Öltanker nicht gibt: Oft wirkt eine langwirksame antirheumatische Therapie nicht mehr so gut wie beim ersten Mal, wenn sie vorzeitig abgesetzt wurde. Dies gilt speziell für die Goldtherapie, möglicherweise aber auch für andere Präparate. Eine Erklärung für dieses Phänomen gibt es nicht bzw. ist mir eine solche nicht bekannt.

Copyright © 1997-2024 rheuma-online
rheuma-online Österreich
 
Alle Texte und Beiträge in rheuma-online wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Irrtümer sind jedoch vorbehalten. Alle Angaben sind ohne Gewähr. Jegliche Haftungsansprüche, insbesondere auch solche, die sich aus den Angaben zu Krankheitsbildern, Diagnosen und Therapien ergeben könnten, sind ausgeschlossen.