Familiäres Mittelmeerfieber (FMF) in der Hausarztpraxis

Die Symptome des Familiären Mittelmeerfiebers sind vielfältig. Bei 96 % der Patienten kommt es zu Fieber über 38 – 38,5°, weitere Symptome sind eine sterile Peritonitis, Bauchschmerzen, Aszites, Pleuritis ohne Erguss, Arthritiden, besonders der unteren Extremitäten, mit Betroffenheit von meist sind ein bis vier Gelenke. Hauptsymptom ist ein erysipel- artiges Erythem, eher selten mit Purpura, eine Splenomegalie, Perikarditis, Kopfschmerzen und eine aseptische Meningitis.

Die Ursache ist eine monogenetische Erkrankung, Mutation MEFV, purin- Gen, mit autosomal rezessivem Erbgang des Chromosomen 16, kurzer Arm, Exom 10. Das Pyrinprotein funktioniert nur mit einem Partner, dem Inflammasom und intrazellulären Abwehrerregern – TOLL LIKE. Der Zellkern besteht aus Protein FMF und mutiert phosphorilisiert, eine Entzündung ist nicht möglich. Durch Pro- IL- ß und Pro- IL- 18 wird die Entzündung initiiert

Es sind 385 Mutationen vorhanden, täglich kommen neue dazu. Etwa 70 % der FMF sind pathogene Varianten.

Häufigkeit: Das häufigste Vorkommen wird in der Türkei beobachtet, die Erkrankung tritt in Nordeuropa nur selten auf, 90 % der Erkrankungsfälle beginnen vor dem fünften Lebensjahr. Die Amyloidose ist eine gefürchtete Komplikation des FMF.

Es gibt FMF Diagnosekriterien, zur Diagnosestellung müssen 1 Haupt- und 2 Nebenkriterien vorhanden sein, weiter sind noch 10 Zusatzkriterien vorhanden. Die Klassifikationskriterien sind insbesondere wichtig zum Studienvergleich.

Labor: Entzündungswerte, Serum-Amyloid A, IL-18, Calprotectin, Rheumafaktor, CCP, Antikörper: ANA, ANCA, PCF (Procalcitonin). Eine Genetik bei Vorerkrankungen von Angehörigen wird empfohlen.

Die Standard- Therapie besteht aus Colchizin, nach der Therapieempfehlung der EULAR 2016 und der DGRh 2019. Zugelassen sind Colchizin, Kanakinumab und Anakinra. Die Therapiefolge ist erst Colchizin, dann Kanakinumab und zuletzt Anakinra. Colchizin wird in einer Dosierung von 1,0 – 2 mg/die verabreicht. Im Schub und bei Vorliegen einer Arthritis empfiehlt sich eine zusätzliche Gabe von NSAR.
Studien zu IL- 1 mit Anakinra und Kanakinumab, sowie mit Toczilizumab werden durchgeführt.
Das Therapieziel ist auch hier die Remission. Betroffene Patienten sollten in Zentren mit Spezial-Sprechstunden angebunden werden, beispielsweise in Tübingen oder in der Charité in Berlin.
Interessante weiterführende Informationen hier.

Die Diagnosestellung erfolgt oft erst im 10. Lebensjahr. Später ist das Arbeitsleben beeinflusst durch die Erkrankung, bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes. Die Erkrankung hat einen vielfältigen Einfluss auf das gesamte Leben der Betroffenen. Die Langzeitfolgen sind belastend, die Genetik spielt eine große Rolle, fehlendes Verständnis ist ein großes Problem, die emotionalen Faktoren sind vielfältig, es kommt zu einer sozioökologischen Belastung.

Künstliche Intelligenz bei seltenen Erkrankungen

Als Hilfestellung bei seltenen Erkrankungen, sind folgende Punkte von großer Wichtigkeit:
„listening your patient, he is telling your the diagnosis“, was so viel bedeutet wie, die Anamnese ist diagnoseweisend. 80 % der Patienten befinden sich in einem Allgemeinmedizinischen ambulanten Setting, die Diagnosestellung erfolgt durch die Anamnese. Das FMF gehört mit 1 zu 2000 zu den seltenen Erkrankungen, es gibt insgesamt etwa 10.000 seltene Erkrankungen.


„Homosmartphonicus“? 90 % aller Patienten verfügen über ein smartphone, 65 % der medizinischen Apps sind hilfreich. 95 % der zur Verfügung stehenden Apps werden zu Studienzwecken genutzt, dem gegenüber stehen Symptom-Checker- Apps. Beispielsweise „ADA dx“ – mit „Doktortool“.

Probleme bereiten die gezielte Anamnese, eine sprachliche Unschärfe, Sprachbarrieren überhaupt, die digitale Kompetenz, der Zugang zur digitalen Technik als solches, und die Validität des Assessments.
Früher ging man bei ersten Verspüren von Symptomen zum Arzt, heute „googelt“ man erst einmal – und schreibt dann sein Testament…!

Ausblick:
Die App: FACE  2 GENE, wird entwickelt von den USA, Deutschland und Israel. Künstliche Intelligenz ist noch mit einer großen Unsicherheit besetzt. Der Arzt scheint der zu sein, der sich auf Voraussicht versteht (Hippokratischer Eid). Künstliche Intelligenz,  mit dem Ziel den Patienten schneller und besser behandeln zu können wird sich sicherlich als eine zukunftsträchtige Möglichkeit weiterentwickeln.

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