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Stammzelltherapie

Die Stammzelltherapie ist eine experimentelle Behandlungsmethode zur Therapie schwerster, lebensgefährlicher rheumatischer und immunologischer Erkrankungen. Diese Therapie ist der Krebsbehandlung entlehnt. Dabei wird im ersten Schritt mit sehr hohen Dosen einer Chemotherapie behandelt, anschließend erfolgt eine Art Knochenmarkstransplantation, wobei sogenannte autologe Stammzellen transplantiert werden.

Die Erfahrungen mit dieser neuen Methode sind nicht sehr groß. Weltweit sind (Stand Juli 2001) etwa 300 Stammzelltransplantationen bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen durchgeführt worden. Bei 2/3 der Patienten war die Behandlung erfolgreich, d.h. sie gelangten wenigstens vorübergehend in eine Remission. Die Methode wird nicht nur bei Erwachsenen eingesetzt, sondern auch bei Kindern. In den Niederlanden wurden 12 Kinder mit schwerster juveniler chronischer Arthritis durch eine Stammzelltransplantation behandelt. 7 dieser Kinder sind bislang in einer kompletten Remission, d.h. ohne Zeichen einer Krankheitsaktivität. Allerdings starben auf der anderen Seite 2 Kinder an den Folgen der Transplantation. Die Methode ist insofern mit einem sehr hohen Risiko behaftet und sollte nur bei allerschwersten, lebensbedrohlichen Krankheitsbildern erwogen werden.

In Deutschland liegen Erfahrungen mit der Stammzelltransplantation an der Berliner Charité vor. Dort wurden (Stand Juli 2001) acht Patienten mit lebensbedrohlichen Autoimmunerkrankungen mit Stammzelltransplantation behandelt. Vier dieser Patienten litten an einem systemischen Lupus erythematodes (SLE), drei an einer Sklerodermie und eine Patientin an einer rezidivierenden Polychondritis.

Die mittelfristigen Ergebnisse der Behandlung sind sehr gut. Zwei Jahre nach der Stammzelltransplantation sind drei der SLE-Patientinnen und die Patientin mit Polychondritis noch immer frei von Krankheitszeichen. Die typischen Autoantikörper im Blut sind verschwunden, und die Entzündungswerte haben sich normalisiert. Ein männlicher SLE-Patient hatte zunächst auch eine Remission gezeigt, jedoch 17 Monate später einen Rückfall erlitten. Allerdings sprach er nach der Behandlung wieder auf Medikamente an, die vor dem Eingriff nicht mehr gewirkt hatten. Bei den Skerodermien war die Transplantation nicht so erfolgreich. Eine Patientin verstarb an einer Komplikation ihrer Grundkrankheit, die beiden anderen besserten sich nur vorübergehend.

Bei den erfolgreich behandelten Patienten scheint das neue Immunsystem - zumindest vorläufig - die Krankheit nicht weiterzuführen. Offenbar wurden die für den Krankheitsprozeß verantwortlichen Lymphozyten erfolgreich beseitigt. Von einer Heilung wagen die Experten allerdings nicht zu sprechen.

(nach einem Beitrag von Dr. med. Julia Rautenstrauch im Deutschen Ärzteblatt)

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