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Morbus Reiter

Von dem deutschen Militärarzt Hans Reiter beschriebene Symptomkombination (Syndrom) von Harnröhrenentzündung (Urethritis), Bindehautentzündung (Konjunktivitis) und Gelenkentzündung (Arthritis). Der M. Reiter ist eine Sonderform der infektreaktiven Arthritiden und und gehört in die übergeordnete Gruppe der seronegativen Spondarthritiden oder in der neuen Nomenklatur Spondylarthropathien.

Therapie

Die Therapie des M. Reiter erfolgt zunächst mit cortisonfreien Entzündungshemmern gegen die Entzündung und die entzündungsbedingten Schmerzen. Bei der größeren Zahl der Patienten kommt es darunter im Verlauf der nächsten Wochen bis Monaten zu einem Abklingen der Symptome und einer anhaltenden Remission.

Chronischer Verlauf

Bei einer kleineren Gruppe von Patienten mit M. Reiter entwickelt sich ein chronischer Verlauf, der von der Symptomatologie und den Krankheitsmanifestationen viel Ähnlichkeit mit einem M. Bechterew oder anderen Erkrankungen aus der Gruppe der Spondylarthropathien haben kann. Dazu gehören insbesondere die Daktylitis als ganz typische, besondere Gelenkmanifestation der Spondylarthropathien und speziell auch des M. Reiter und anderer infektreaktiver Arthritiden, die Sakroileitis (Entzündung der Kreuz-Darmbein-Gelenke, Iliosakralgelenke = ISG), die entzündliche Enthesiopathie, d.h. Entzündungen am Ansatz von Sehnen (speziell auch im Bereich der Achillessehnen) und Manifestationen außerhalb des Bewegungssystems, insbesondere auch am Auge in Form einer Iritis bzw. Uveitis.

Ein chronischer Verlauf eines M. Reiter wird besonders bei Patienten beobachtet, bei denen der Risikomarker HLA B27 positiv ist. Bei bis zu 80% der Patienten mit einem M. Reiter ist HLA B27 positiv, und bei etwa dreiviertel dieser Patienten kommt es zu einem chronischen Verlauf.

Therapie bei chronischem Verlauf

In diesem Fall ändert sich die Behandlungsstrategie grundlegend, indem man nun nicht mehr nur mit rein symptomatisch wirkenden Medikamenten behandelt, d.h. den bereits genannten cortisonfreien Entzündungshemmern, sondern indem man nun mit einer sogenannten langwirksamen antirheumatischen Therapie beginnt (LWAR; auch krankheitsmodifizierende Therapie oder DMARD-Therapie genannt von engl. disease modifying antirheumatic drugs).

Als Mittel der ersten Wahl wird dazu Salazopyrin (Sulfasalazin) eingesetzt. Diese Substanz gehört in diese Gruppe der langwirksamen Antirheumatika und wird mit dem Ziel eingesetzt, eine Remission zu induzieren, d.h. einen Heilungsprozeß einzuleiten. Es hat speziell bei Erkrankungen aus der Gruppe der Spondylarthropathien sehr oft eine gute Wirkung.

Sulfasalazin wirkt in der Regel nicht nur auf die Gelenkbeteiligung bei M. Reiter, sondern auch auf den entzündlich bedingten Rückenschmerz und die Allgemeinsymptome wie Morgensteifigkeit und verringerte Leistungsfähigkeit. Studien belegen darüber hinaus auch eine Wirksamkeit im Hinblick auf die Uveitis.

Sehr ausführliche Informationen zu Sulfasalazin haben wir in rheuma-online auf speziellen Seiten zu diesem Präparat zusammengestellt ( http://www.rheuma-online.de/sulfasalazin/ ). Dort finden sich u.a. Informationen zu der Anwendungsweise, zur Wirksamkeit, den möglichen Nebenwirkungen, den notwendigen Kontrolluntersuchungen etc.

Mit der Zulassung der TNF-alpha-Blocker Infliximab und Etanercept für die Therapie des M. Bechterew hat sich auch für die Behandlung von chronischen, schweren und anhaltend aktiven Verläufen eines chronischen Reiter-Syndroms eine neue therapeutische Perspektive ergeben. So gibt es Beobachtungen über eine Wirksamkeit dieser Substanzen auch bei solchen Patienten, bei denen die konventionellen Behandlungsmethoden versagt haben.

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